Auf diesem Hintergrund entwickelte sich im 19. Jahrhundert, mit der industriellen Revolution und dem Aufstieg der Städte, unter den Bauern des gesamten Oberbergischen Landes, insbesondere aber des Homburger Ländchens die Praxis der saisonalen Wanderarbeit (wie es auch Kurt Müller sen. im Gespräch von 1982 beschreibt, s.rechts). 1861 waren unter den 12375 Einwohnern des Homburger Landes 747 Wanderarbeiter. Diese Bauern zogen für die wärmere Jahreszeit in die expandierenden Städte, v.a. in die ca. 100 km (Luftlinie 50 km) entfernten Großstädte des Wuppertals, Elberfeld und Barmen, wo sie, entsprechend dem großen Baubedarf, v.a. im Baugewerbe arbeiteten, z.B. - wie Heinrich Müllers Vater Johann Heinrich Müller, geboren 1805 im Harscheider Nachbardorf Lindscheid - als Maurer. Die Landwirtschaft wurde derweil von den Frauen, z.T. auch den Kindern, allein gemeistert.
In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts entwickelte sich dann aus der Wanderarbeit immer mehr eine dauerhafte Zuwanderung vom nach wie vor immer mehr verarmenden Homburger Land ins boomende Wuppertal, dessen Städte rapide expandierten. So wuchs die Bevölkerung Elberfelds zwischen 1800 und 1860 um fast 400%, verfünffachte sich also. Bis 1885 folgte abermals fast eine Verdoppelung, bis 1900 weitere ca. 50% Zuwachs. Ein immer größerer Teil der hier im Baugewerbe Tätigen, später insbesondere auch der Bauunternehmer, kam nun aus dem Homburgischen, das, trotz seiner Armut, für seine handwerkliche Kompetenz und Gewissenhaftigkeit bekannt war. So stammten 1877 (geschätzt anhand regionstypischer Namen) ca. 40% aller Barmener Bauunternehmer und Maurermeister aus dem kleinen Homburger Ländchen.* In Elberfeld, dem Hauptwanderungsziel von Heinrich Müller (später Bauunternehmer) und seinem Schwager Ferdinand Simon (Maurer, evtl. auch Maurermeister), dürften die Verhältnisse ähnlich gelegen haben.