Bremerhaven und der Norddeutsche Lloyd

Auf seiner

 vor vermeintlicher Strafverfolgung, mit Ziel Amerika,  war der vierzehnjährige Emil Müller also jetzt in Bremen, genauer: am (alten) Lloydbahnhof, bei der Ablegestelle der Überseedampfer an der (alten) Lloydhalle, im vor wenigen Jahrzehnten als bremischer Überseehafen gegründeten und zu Bremen gehörenden Bremerhaven angekommen und musste sich orientieren. Zu seinem Glück war er dort nicht allein; der Transatlantikverkehr war, dank der damals auf einem vorläufigen Höhepunkt befindlichen Auswanderungsbewegung, ein Massenphänomen und ein hochkommerzialisiertes, hochdifferenziertes Geschäftsfeld, dessen Expansion auch bereits staatliche Regulierungs- maßnahmen, auch solche der Fürsorge für die meist einkommensschwachen Auswanderer, auf den Plan gerufen hatte, sowohl in Bremen als auch in New York.  Viele Andere hatten dieselben Bedürfnisse, dieselben Fragen wie Emil. Selbst Jugendliche in seinem Alter waren als Alleinreisende keine besondere Ausnahme.

Die Flotte des Norddeutschen Lloyd (siehe rechts), der inzwischen zweitgrößten Reederei der Welt und der nach Passagieraufkommen größten auf der Route nach New York überhaupt, wuchs ständig. Dementsprechend häufig fuhren Schiffe ab Bremerhaven nach den USA, v.a. nach New York, wie der oben abgebildete aus einem (ca. 15 Jahre) früheren Stadium der Auswanderungsbewegung stammende Fahrplan ahnen lässt; es war also vermutlich nicht sehr schwer, mit etwas Wartezeit, einen Platz auf einem Schiff zu ergattern. Auch eine Unterkunft für die Wartezeit zu finden, dürfte kein Problem gewesen sein.

Rechts: Bremerhaven mit den drei ab 1872 (bis 1909) nach und nach neu gebauten Kaiserhäfen

Oben: Alte Lloydhalle und Schiffsableger in Bremerhaven von 1870. Diese Halle war bis 1897 in Gebrauch.

Unten: Bremerhaven um 1890