geboren am 17. März 1851 in Harscheid
gestorben am 4. Februar 1918 in Williamsport,
geboren am 10. September 1870  in Elberfeld
gestorben am 18. Februar 1932  in Elberfeld

1882

1885

Emil Müllers Flucht nach Amerika (V)

s6 PortrExcColMod.67.60
SignaturInv.trans.250
Famgesch
UnterschriftMuellerEmilKlein
©   Kurt Müller 2022

Überfahrt Bremerhaven - New York

Am 17. Juli, also nach 12 Tagen erreichte die "Main" ihren Zielhafen New York, genauer: die am Hudson dem Stadtteil Manhattan gegenüberliegende Stadt Hoboken. Sich dort zurechtzufinden dürfte für Emil, auch ohne Englischkenntnisse, weitaus leichter gewesen sein, als vielleicht zu erwarten. Hoboken war stark deutsch geprägt; 20% seiner Einwohner waren Deutsche, die Geschäftswelt dort war weitgehend in deutschen Händen, und dem Norddeutschen Lloyd gehörten weite Bereiche der Hafenanlagen. Weil u.a. die  Pennsylvanian Railroad direkt in Hoboken ihre Endstation hatte und sofern Emil wusste - was anzunehmen ist - in welchem Ort sein Onkel lebte, wird auch die Weiterfahrt kein Problem gewesen sein, allerdings vermutlich erst, nachdem auch Emil, so wie es für Einwanderer obligatorisch war, die Registrierung in Castle Garden (Vorgänger von Ellis Island) durchlaufen hatte.

Hoboken.NDL-Pier.360

Anleger des NDL in Hoboken

CastleGarden-Zubringer2.360

Links: Pendelverkehr für Einwanderer zwischen Castle Garden Mitte der 1870er Jahre (rechts im Bild das Hauptgebäude) und Hoboken. Deutlich zu sehen ist die deutsche Beschriftung des Zubringerbootes.

NDL-Ankunftsanzeige.518

Main

17. Juli 1885

New York

Wann Emil seinen Eltern eine Nachricht über seinen Verbleib übermitteln konnte, die sie aus ihrer Ungewissheit erlöste, wissen wir nicht. Möglicherweise schickte er schon aus Bremen eine Postkarte. Auch Telegramme gab es, aber zumindest aus New York wäre dies wohl zu teuer gewesen. Bereits das billigste Inlandstelegramm kostete damals mehrere Arbeiter-Stundenlöhne.

CastleGardenUm1900.603

Ab etwa Ende des 19. Jahrhunderts bot der NDL jedoch allen Passagieren gratis eine "Ankunfts-Anzeige" (Vordruck s.unten), die von Deutschland aus  die "laut telegraphischer Nachricht wohlbehaltene Ankunft in New York" vorher angegebenen Empfängern mitteilte. Ob dieser Service allerdings bereits im Jahr 1885 angeboten wurde, wissen wir nicht.

Unten: Castle Garden an der Südspitze Manhattans, um 1900. Am linken Bildrand die Ausläufer der Stadt Hoboken.

Übrigens: nur wenige Monate vor Emil Müller kam - im Zwischendeck eines anderen Schiffs der Flüsse- Klasse, der "Eider" - ein anderer, nur unwesentlich älterer jugendlicher deutscher Einwanderer in New York an: ein gewisser

Friedrich Trumpf

(sic!). Doch die Wege divergierten: als Emil sich sieben Jahre später zur Rückreise anschickte, eröffnete Friedrich T. gerade mitten im kanadischen Goldrausch sein erstes Hotel mit Bordellabteilung, Grundlage der Vermögensbildung des gelernten Frisörs. Aber das ist, um es ausdrücklich zu sagen, eine andere Geschichte.

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