Kurt Müller sen.


Und mit den Brüdern meines Vaters war es etwas anders, da waren zwei Brüder, die ein gutes Verhältnis ebenfalls wie die Mädchen zum Geld hatten, das war der Onkel Arthur und der Baas, der berüchtigte Baas, und die andern, die ein weniger intensives Verhältnis zum Geld hatten, das war mein Vater, das war der Onkel Paul, der Anstreicher, der, eigentlich das, fast möchte ich sagen, das Stiefkind des Schicksals war. Hat natürlich auch ganz miserabel geheiratet, eine Frau, die wirklich kein Format hatte und in jeder Beziehung oberflächlich war, ja, viele sagten noch Schlimmeres über sie, aber ich kann das nicht beurteilen.


 
Und der Onkel Otto natürlich, das Schwarze Schaf der Familie. Eine eigentliche Erinnerung an den, wie er aussah, habe ich nicht mehr, aber es ist immer erzählt worden, dass er mir Trommeln mitgebracht hat, und dass er mir soviele Trommeln mitbrachte, eigentlich weniger, um mir Freude zu machen, sondern um die Nachbarschaft zu ärgern. Jedesmal, wenn er kam, brachte er 'ne Trommel, dann wurde die heimlich wieder weggeschafft von meinen Eltern usw., und prompt kam am nächsten Tag 'ne neue Trommel, die ich dann schlagen musste. Und ich hab' die mit Begeisterung geschlagen. So war der.
 
Und der war gesegnet mit furchtbaren Schweißquanten, Schweißfüßen. Und das war so schlimm, dass, er wenn er abends nach Hause kam, der wohnte Hochparterre in einem Zimmer abseits, nach der Straße zu, dann legte er seine Socken zum Trocknen nach draußen auf die Fensterbank, so dass jeder, der vorbeikam, sehen konnte, Onkel Otto ist zuhause.
 
Jedenfalls ist er dann frühzeitig gestorben. Man sagte, er ist an seinem "fortgesetzten Lebenswandel" gestorben.
 

Herta Müller


Ja, ist er nicht in Essen irgendwie einfach umgefallen? Was war das, ein Gehirnschlag?


 

Kurt Müller sen.


Ja, aber es wurde immer mit 'nem gewissen Lächeln, so'n bisschen Zurückhaltung gesagt, woran er gestorben ist. Das war so'n bisschen Geheimnistuerei. Jedenfalls, ich hab's nie rausgekriegt, woran er gestorben ist. Er war jedenfalls ein Lebemann, auf deutsch gesagt.


 

Kurt M. jun.


so dass er daran auch gestorben ist?


 

Kurt Müller sen.


Daran ist er auch gestorben. Der war noch jung! Der war noch keine 30...


 

Kurt M. jun.


An der Syphilis oder sowas...


 

Kurt Müller sen.


Der war auch Baumeister, war auch Architekt, hatte auch die Schule besucht und alles. Muss ein intelligenter Mann gewesen sein...

Der andere Bruder war der Onkel Arthur, der wusste sehr genau mit dem Geld Bescheid. Er war ein etwas, ich möchte sagen, ein tumbes Brüderlein, aber in seiner Tumbheit, da war der ganz gewiffelt und pfiffig. Er verstand es, sein Scherflein ins Trockene zu bringen.
 

Herta Müller


Der Vater von der Margret in Hamburg.

MuellerArthurSilbehochzGes1928a

Arthur Müller an seinem Geburtstag 1928 mit Frau und Schwestern

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Kurt Müller sen.


Der Vater von der Margret in Hamburg.
Er hat auch verhältnismäßig viel Vermögen gehabt, er hatte sich auch immer gut verstanden mit dem Baas, mit seinem älteren Bruder, das heißt: er hat es so gedreht, dass da nichts passieren konnte zwischen ihnen. Während mein Vater, aus seinem fanatischen Gerechtigkeitsgefühl, sehr bald erstmal die Brücke zu dem lieben Bruder abgebrochen hatte.

Kurt Müller

(sr.)

UnterschriftGruen.jpg
geboren am 8. August 1904 in Elberfeld
gestorben am 23. Dezember 1982 in Gütersloh
Portraet2.jpg

Gespräch aus dem Jahr 1982

 
FamgeschKlein
 
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