Die "Main" war mit 3087 BRT das erste Schiff des NDL über 3000 BRT.  Sie war 101 m lang und 12 m breit. Nach dem Einbau neuer Kessel und einer Verbundmaschine im Jahr 1878 war sie 3000 PSi stark und mit 14 Knoten (vorher 1800 PSi / 12 Kn) jetzt nur noch unwesentlich langsamer als die sogenannten "Schnelldampfer" (ca. 16 Kn schnell; der von einem britischen Dampfer gehaltene Rekord betrug 18 Kn), wie sie seit 1881 auch vom NDL angeschafft worden waren und dort die 2.Generation der Flüsseklasse bildeten und u.a. zwei Schornsteine hatten, im Gegensatz zur "Main", die nur einen Schornstein hatte.

Emil Müller reiste dort - wie aus der Passagierliste hervorgeht und auch sein Sohn Kurt Müller sen. es von ihm

hatte - auf dem "Zwischendeck", englisch "steerage", so wie die große Mehrzahl der Auswanderer, zu denen auch Emil jetzt - nolens volens - erst einmal zählte. Die "Main" gehörte zu einer Generation von Auswanderer-Dampfschiffen, die im Vergleich zu den Anfang des 19. Jahrhunderts noch fahrenden Segelschiffen, aber auch zu den in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebauten ersten Dampfern bereits erheblich bessere Bedingungen insbesondere für die Masse der - meist so wie Emil im Zwischendeck - Reisenden boten. Dies betrifft die Hygiene, das Platzangebot und die Verpflegung, wofür jetzt auch staatliche Vorgaben von beiderseits des Atlantik sorgten. Außerdem machte die drastisch verkürzte Fahrtdauer von nurmehr 12

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Tagen (vorher 35 bis 42 Tage) die Überfahrt angenehmer (sämtliche von der "Main" für den NDL unternommenen Fahrten sind

 aufgelistet).

Der Preis für die Überfahrt im Zwischendeck betrug 120 Mark (500 kostete sie in der 1.Klasse, 300 in der 2.), was etwa einem Wert von 1000 bis 2000 € oder 20% eines Arbeiter-Jahreseinkommens entsprochen haben soll. Möglicherweise war die Überfahrt mit der "Main", die an Geschwindigkeit und v.a. an Komfort mit den damals neuen Schnelldampfern nicht ganz mithalten konnte, auch etwas preiswerter und für Emil erschwinglicher als eine Fahrt mit den neuen Dampfern, zu denen auch die "Westernland" der belgischen Red Star Line gehörte, mit der 14 Tage zuvor seine Tante Ida Simon mit ihren beiden Kindern die Überfahrt angetreten hatte. Er bezahlte die Überfahrt von den Lohngeldern, die er bei sich hatte; wieviel anschließend noch davon übrig war, wissen wir nicht. Jedenfalls dürfte er versucht haben, auch für die Überfahrt so wenig davon auszugeben wie möglich, sowohl angesichts der Ungewissheit seiner Lage und eventueller künftiger Kosten als auch aus schlechtem Gewissen wegen der Veruntreuung der Lohngelder.

Oben: MUSTER einer NDL-Quittung von Mitte der 1880er Jahre (hier: bei Kauf eines Bremen-NY-Tickets von den USA aus), exemplarisch mit Emil Müllers Daten. Das Schiffsticket schloss das Anschluss- Zugticket ab NY ein.