Familiengeschichte  Müller - Humphreys

geboren am 11. September 1909  in Metz
gestorben am 27. Oktober 1997  in Vaale
geboren am 8. August 1904 in Elberfeld
gestorben am 23. Dezember 1982 in Gütersloh
 

Herta Heitmann

HeitmannHertaUnterschriftKlein.jpg

Kurt Müller

(senior)

UnterschriftGruen.jpg
 
HeitmannHertaPortr2Mini.jpg
Portraet2.jpg
 
s36.WohnungKempen.412

Unten: Kempener Wohnung
der Familie Müller

IMG_20200728_124938.mod.562
Blick aus der Kempener Wohnung der Müllers auf die Kirche St.Marien
IMG_20200728_123920.rot.884
Blick aus der Kempener Wohnung der Müllers auf das Kuhtor
s8 rot.Mod.400
s30_Kopie_3

Zum 1. April 1937 wurde Kurt Müller ans Arbeitsamt Kempen/Niederrhein versetzt und zum Leiter der dortigen Berufsberatung befördert.
 
Am 4. September 1937 heirateten Herta Heitmann und Kurt Müller und bezogen die erste gemeinsame Wohnung in Kempen.
 
Dennoch stand die Zeit in Kempen von Anfang bis Ende unter einem unglücklichen Stern. Zunächst hatte die Heirat zur Folge, dass Herta ihre Stelle am Arbeitsamt Gladbach-Rheydt aufgeben musste (30. Juni 1937), weil unter der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland in einer Ehe nur ein Verdiener erlaubt war, was in der Regel bedeutete, dass verheiratete Frauen keine Anstellung haben durften (später, nach Kriegsbeginn, war die strikte Anwendung dieser Regel natürlich nicht mehr opportun).

Dann, nach der Aufnahme seiner Tätigkeit in Kempen, stellte Kurt Müller nach und nach fest, dass das dortige Arbeitsamt die inoffizielle

Zentrale der Kempener Nationalsozialisten

bildete, mit SA- und SS-Leuten in den führenden und auch etlichen weiteren Positionen.
 
Von allen Seiten wurde hier nun so lange Druck auf ihn ausgeübt, der Nazipartei beizutreten, bis er dem Druck schließlich nachgab. Er bereute den Schritt sein Leben lang, wenn auch stets zweifelnd,  hin- und hergerissen zwischen Selbstbeschuldigung ("ein Stück Feigheit") und der Erinnerung an die seinerzeit teilweise nicht klar fassbare, teilweise aber auch sehr konkrete Bedrohungsrealität. Nicht überall im Machtbereich der Nazis galt zwar: "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns", im Kempener Arbeitsamt jedoch sehr wohl. Wenn erst in Kurts Vergangenheit und privatem Umfeld nachgeforscht worden wäre, hätte es wohl tatsächlich "

schlimm ausgehen

" können. Aber auch nach diesem Unterwerfungsakt erfüllte sich die daran geknüpfte Hoffnung, jetzt in Ruhe gelassen zu werden, nicht. Immer neue und weitergehende Ansprüche an ihn wurden gestellt, der Druck ließ nicht nach.

s41 Henkel

Aus dem Berufsleben: die Henkel-Werke in Düsseldorf

Dann verlor am 9. November 1938, am Tag der Pogromnacht, Herta Müller durch eine Fehlgeburt ihr erstes Kind. Ob irgendein Zusammenhang mit den Pogromereignissen bestand, ist zwar nicht bekannt, aber auch diese Erfahrung trug neben dem immer weiter gehenden Anpassungsdruck der Kempener Nazi-Umgebung mit dazu bei, dass Kurt Müller sich

Oben: der düstere Bau des alten Kempener Arbeitsamtes in der Wiesenstraße

KempenArbeitsamtWiesenstr_Kopie_3
BildschirmPfeilweissinvert
menue_button_neu_40_30
Menu
 

Rechts: Das Unglück, das sich für die Familie Müller mit Kempen verband, obwohl auch die Heirat in diese Zeit fiel, hatte Jahrzehnte später noch einen Nachhall. Während Hertas Sohn, in Erinnerung an die Lebens- geschichte der Eltern im Herbst 1997 mit seiner Familie Kempen besuchte und diese Aufnahme vom Kuhtor machte, war die 88jährige Herta Müller, ohne dass er es wusste, an einer schweren Lungenentzündung erkrankt und   lag bereits auf dem Sterbebett. Sie starb wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Kempen.

Heirat am 4. September 1937

 
HD-IMG_20200801_023009.mod.932
HD-IMG_20200801_023039.rep.932

Kurt und Herta
 
im Jahr 1938

Kempen 1937 - 1939

 

im Frühjahr 1939  nach  2 Jahren in Kempen zu einer Bewerbung beim Autobauer Ford in Köln entschloss. Er traf in diesem Moment die schwere Entscheidung, nicht nur  seine Anstellung im Öffentlichen Dienst aufzugeben, sondern sich damit auch den ersten und bis dahin einzigen ihm offenstehenden Beruf aufzugeben, der seinen Neigungen und Interessen

entsprach: dem des Berufsberaters, den er sich 6 Jahre vorher
erschlossen hatte (zur gesamten Entwicklung: siehe

hier

).


 
Die

Bewerbung

hatte jedenfalls Erfolg; die
unglückselige Zeit in Kempen war zuende.
Am 1. Mai 1939 trat Kurt Müller
seine neue Stelle
bei Ford in Köln an.