Am 14.­Juli 1930 kam Kurt Müller, als Passagier der "Bremen", in New York an. Wenn die "Dienstliche Versicherung" (s.u.) zutrifft, die er 1935 im Zusammenhang mit der Anstellung beim Arbeitsamt, vermutlich gegenüber der Rentenversicherung, abgab, dann begann er gleich nach der Ankunft ohne Umschweife damit, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, durch Arbeit an einer Tankstelle, die damals auch häufig noch die Aufgaben einer Reparaturwerkstatt mit erledigte. Er war ja vorhersehbar ohne nennenswerte finanzielle Reserven in den USA angekommen, und wahrscheinlich hatten Verwandte ihm über vorhandene Kontakte diesen Job schon vorab "besorgt". Er blieb dort bis Ende September, um anschließend ein halbes Jahr in einer Wurstfabrik zu arbeiten, zuerst in der Produktion, dann im Versand.

Links: Wie aus der "Dienstlichen Versicherung" hervorgeht, arbeitete Kurt Müller während der ersten 8

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Monate seines Aufenthalts  für seinen Lebensunterhalt: von Juli bis September 1930 als Tankwart in Williamsport, danach (bis Mitte März 1931) in einer Wurstfabrik in Milton (über die sich keine genaueren Informationen recherchieren ließen). Aber handelt es sich dabei wirklich um das Hunderte von Meilen entfernte Milton im Staat New York? Sollte die Chance auf einen einfachen Fabrikjob Kurt Müller wirklich bewogen haben, die Hälfte seiner Zeit in den USA fernab von  seinen Verwandten zu verbringen, was noch dazu mit dem Problem einer eigenen Quartiersuche verbunden gewesen wäre? Viel wahrscheinlicher erscheint, dass im Dokument ein Schreibfehler vorliegt (der später in die "Dienstliche Versicherung" übernommen wurde) und es sich tatsächlich um Milton im Staat Pennsylvania handelt. Anders als nach Milton / NY hätte Kurt nämlich nach Milton / PA, vor den Toren Williamsports (s.u.), täglich pendeln können. Zudem existieren in Milton / PA - ganz anders als im beschaulichen Milton / NY - bis auf den heutigen Tag mehrere Unternehmen der Fleischindustrie.

Bei seinen Verwandten in Williamsport wurde er so herzlich aufgenommen, dass, wäre es nach seinen Wünschen und denen der Familie Simon gegangen, er noch viel länger geblieben wäre. Aber auch danach blieb für weitere Jahrzehnte eine starke, enge Beziehung zwischen der Familie Simon und Kurt Müller sen. bestehen. So bereicherten die Jugend- jahre seines Vaters Emil in Amerika nicht nur dessen eigenes Leben, sondern auch das seiner und Ferdinand Simons Nachkommen auf nachhaltige­Weise und schufen eine mehr als einhundert Jahre fortbestehende Verbindung zwischen zwei Familien (siehe dazu auch:

).

Die letzten drei Monate seines Aufenthalts standen Kurt Müller, nachdem er vermutlich genug Geld gespart hatte, zur freien Verfügung. Er nutzte sie für Unternehmungen mit seinen Verwandten und Freunden und zum Reisen, u.a. nach

und in die Appalachen, u.a. zu damals neuen Gasbohrungen. Von dieser Reise schrieb er eine

, auf die er sein Leben lang stolz war. Er nutzte diese Zeit aber auch, ganz am Ende seines Amerika- aufenthalts, dafür, eine Reihe von Vorträgen ("

") an der Universität von Alfred, N.Y. (nordwestlich von Williamsport) vor Deutsch-­und vor Psychologiestudenten über Reformpäda- gogik in Deutschland zu halten.

Unten: Straßenbild in Milton / Pennsylvania in den 1930er Jahren

Links:
Texaco Tankstelle ca. 1930, Pennsylvania. An einer solchen Tankstelle ("Gas Station") könnte Kurt Müller im Sommer 1930 gearbeitet haben.

Rechts: Williamsport, Pine Street (etwa 1930er Jahre)

Links:
Erklärung zur "Einkommensteuerrück- erstattung für abreisende Ausländer", die u.a. die Angaben der "Dienstlichen Versicherung" (s.o.) bestätigt und Kurt Müllers offizielle Williamsporter Anschrift bei seiner Tante Ida in der Huffman Street Nr. 40 angibt sowie Datum und Schiff seiner Abreise.

In Amerika