Kurt Müller sen.
Die Schwestern meines Vaters haben alle gut geheiratet, waren alles intelligente Biester, auf deutsch gesagt. Die waren clever. Tante Lene, als Jüngste, war vielleicht etwas herausragend, in ihrer ganzen Art. Na ja, sie war ja, möcht' ich sagen,... majestätisch! Und konnte sich durchsetzen... Und sie war sehr distinguiert dabei, majestätisch, distinguiert. Das war 'ne Führernatur. Die hatte Ordnung in ihrem Laden. Die pfiff, und alles richtete sich danach. Die war auch die Seele des Geschäftes da. Die haben ja zuerst nur ein kleines Café gehabt, wie in so'nem D-Zug-Wagen hinternander, so einen langen Schlauch, wo das Café war, so ähnlich wie Fritzenkötter [
Café in Gütersloh
]. Dann haben sie ja nachher Räume dazugenommen, dann haben sie von dem Wall aus, du kennst den Eingang ja, vorne, oder nicht? Nein, das kannst du ja gar nicht kennen, ist ja ausgeschlossen. Dann ganz hinten rum, um den ganzen Werres'schen Block rum, wo das Juweliergeschäft war, bis zur Wupperseite, bis zur Bleiche, hieß das, da hatten sie das ganze Café ausgebaut, ein großes Café, sehr schön, mit erhöhten Balustraden, wo die Leute saßen.
Ja, sie hatten ein sehr sehr schönes Café, das sehr viel besucht wurde. Sie waren besonders bekannt wegen ihrer Backwaren, wegen ihrer Torten, Cremeschnitten usw., das waren so Spezialitäten, die da gegessen wurden. Der Onkel Hugo hat ja nie seine Meisterprüfung gemacht, aber war ein vollendeter Konditor. Lehrlinge hat der glaub'ich auch nie gehabt, hat immer nur Gesellen gehabt. Der lief rum, der sah immer tiptop aus, weiße Jacke, weiße Schürze, schräge aufgeschlagen, weiße Kappe auf, wenn er da rumlief, wenn der fertig war, dann war der tiptop in Funktion, in Kleidung.