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Kaspar Heinrich Simon

geboren 13. Mai 1818 in Hoff
gestorben  11. Februar 1884 in Harscheid

Elisabeth Dax

geboren 28. Oktober 1814 in Harscheid
gestorben  17. Februar 1885 in Harscheid

Simon

Dax

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Chronik der Familie Simon (5)

verfasst im Jahr 1927 von Wilhelm Simon

 

Zwei Jahre nach dem Brand (

14.6.1856

) wurde ich geboren. Ich war im Gegensatz zu meinen Brüdern und Schwestern ein zartes Kind. Es war, als die erste Nähmaschine und die erste Petroleumlampe in Harscheid eingeführt wurden. Davor hatten wir nur eine Blechlampe für Rapsöl. Das Petroleum wurde Steinöl genannt, und meine Mutter gehörte zu den ersten, die eine Petroleumlampe kauften.

Die Frauen spannen Leinen, Flachs, Hanf und Wolle. Meine Schwestern webten Leinen auf eigenen Webstühlen. Und die Wolle für die Strümpfe kam von den eigenen Schafen. Das jüngste Kind mußte immer die Schafe hüten, ich sagte schon, daß meine Eltern sehr sparsam waren. Mein Vater stellte das Schreibheft selbst her, das wir Kinder für die Schule brauchten. Während des Winters fingen wir Vögel mit Schlingen aus Pferdehaar, und im Sommer fingen wir die jungen Vögel und zogen sie auf.

Leben in einem Harscheider Bauernhaus Anfang
des 19. Jahrhunderts

(Bild/Text aus: Karl Schmitz,
Chronik von Harscheid, Harscheid 1999):

Vom Eren aus erreichte man die Wohnstube, die  Schlaf- kammer, den Keller und den Viehstall... Der Keller war ein Vorratsraum für große Steinfässer...  und einige Zentner Kartoffeln...  
 
Über [eine Holztreppe]... gelangte man in die niedrige ... Schlafkammer, wo ein großes Bett mit einem ... Leinen- vorhang stand. Als Matratze diente ein schlichter Strohsack, Oberbett und Kissen waren mit &dbquo;Kaaf" (Haferspreu) gefüllt.
 
In einer Nische zwischen Eren und Wohnstube war eine gußeiserne &dbquo;Zackenplatte" [Takenplatte, Tackeplatte] eingelassen, wodurch die Wohnstube vom Eren her mitbeheizt wurde.  ... Das Hauptmöbel in der Wohnstube war ein wuchtiger Eichentisch mit großen ,Schooßern" (Schubladen), in denen Besteck, Brot und Butter aufbewahrt wurden; dahinter stand eine lange Bank und davor einige Stühle. In den Wands

chränken brachte man allerlei Geschirr, Lebensmittel... unter, ...freistehende Schränke... fehlten.


 
Durch die kleinen Fenster mit den in Bleistreifen gefassten "Rutten (Scheiben) drang nur wenig Tageslicht ins Haus; deshalb war auch bei der quergeteilten Haustür... die obere Hälfte meist geöffnet, während die untere Hälfte die frei im Hof laufenden Schweine aussperrte.
 
An langen Winterabenden sorgten kleine, mit Rapsöl gespeiste Lampen... und die nur kurzzeitig verwendbaren Späne aus Faulbaum und Eiche für eine spärliche Beleuchtung; die Späne waren bis zu 80 cm lang und brannten dann etwa eine Viertelstunde.

Das häusliche Leben spielte sich vorwiegend auf dem geräumigen, etwa 5 mal 6 Meter großen Eren [Diele] ab, dessen Boden aus festgestampftem Lehm bestand oder mit Steinplatten ausgelegt war. Im offenen Kamin... wurde tagsüber ein Feuer in Gang gehalten, wobei der Rauch zunächst durch die "Deeße", einen im "Ohlder" (Speicher) endenden Rauchfang, und von dort durch ein dreieckiges "Euelsloch" im Giebel abzog. Über der Feuerstelle war ein schwenkbarer... "Hählhooch" (Kesselhaken) angebracht, [an dem] ... ein Kochkessel hing, ...

an der Wand eine "Schottelbank" mit buntbemalten Tellern und Schüsseln.

ErenSehrKlein.jpg

Eren mit Feuerstelle und Schottelbank

 
Petroleumlampe
Schnauzenlampe

Unten: Traditionelle Öllampe

(Typ "Schnauzenlampe")


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Oben: Petroleumlampe

Es war sehr gemütlich, wenn unser großes Zimmer von dieser kleinen Lampe beleuchtet wurde und die Frauen an den Spinnrädern saßen und jemand unheimliche Geschichten von Geistern erzählte. Der Erfolg war, daß alle Kinder Angst vor der Dunkelheit hatten und schließlich nur noch mein Vater sich allein nach draußen in die Dunkelheit traute. Aber wir sangen auch gemeinsam viele der alten Volkslieder, zum besonderen Entzücken meines Vaters.

Heimweben.400

Foto aus Wikipedia

Links:  Heimarbeit am Webstuhl und am Spinn- rad im 19.Jhdt.

Bereits im 16. Jhdt. hatte man mit dem Anbau von Flachs und Hanf begon- nen. Bis zum Beginn des 19. Jhdts. gab es in fast jedem Haus eine Spinn- stube, in der Garnspin- nerei und Leineweberei betrieben wurde.

©   Kurt Müller 2022