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DgrossFamgesch
SignaturInv.trans.250
UnterschriftMuellerEmilKlein
s6 PortrExcColMod.67.60
DeutscheImmigrationUSA1867.578

Oben: Zeitungsmeldung aus Australien von 1867, die die Präsenz der deutschen Einwanderer in New York in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts widerspiegelt.

Als Ferdinand Simon (1882) und später (1885) seine Frau und Kinder sowie 2

f

Wochen nach ihnen auch Emil Müller in den USA eintrafen, waren diese noch in einem heute nicht mehr vorstellbaren Maß auch deutsch geprägt. Deutsche bildeten die mit Abstand größte Einwanderergruppe*, hinzu kamen deutsch sprechende Einwanderer aus anderen Staaten, insbesondere Österreich-Ungarn und Russland sowie weitere Osteuropäer, die als Zweitsprache und Lingua franca kein Englisch, sondern Deutsch sprachen, insbesondere osteuropäische Juden, mit Jiddisch, das dem Deutschen verwandt ist, als Muttersprache und Deutsch als Schriftsprache. Etwa 400.000   Deutsche lebten in New York, die Hälfte von ihnen im Deutschen-Viertel "Little Germany" ("Deutschländle") in der Lower East Side von Manhattan. Der neben- stehende Artikel einer australischen Zeitung ("The Third German City", verfasst noch vor dem Höhe- punkt deutscher Einwanderung) illustriert die Präsenz und Bedeutung der Deutschen in New York.

Hoboken.HollAmerLine-Pier.385

Auch Hoboken, am Hudson Manhattan gegenüber gelegen, der Ankunftshafen vieler Schiffslinien, u.a. der Holland-Amerika-Linie, der Red Star Line und des Norddeutschen Lloyd, hatte ein ausgeprägt deutsches Gesicht; die Mehrzahl der Geschäfte und Restaurationsbetriebe hatte deutsche Besitzer, 58% seiner Einwohner waren deutscher Herkunft, und viele von ihnen sprachen deutsch. Weder für Ferdinand, der nach Schilderung seines Enkels Carl sein Leben lang mit der Aussprache des Englischen zu kämpfen hatte, noch für Emil war es daher vor der Einreise erforderlich, Englisch zu lernen, um sich später problemlos orientieren zu können (und es ist zumindest wahrscheinlich, dass beide bis dahin auch kaum oder gar kein Englisch sprachen).

Hoboken.NDL-Pier.310

Oben: Pier des Norddeutschen Lloyd in Hoboken, wo Emil Müller 1885 an Land ging

Unten: Pier der Holland-Amerika-Linie in Hoboken, New Jersey, Ende des 19.Jahrhunderts, wo Ferdinand Simon 1882 zum ersten Mal amerikanischen Boden betrat

Transferkaehne.Hoboken-CastleGarden.321

Unten: Boote im Pendelverkehr zwischen Hoboken und Castle Garden Ende des 19.Jahrhunderts

geboren am 17. März 1851 in Harscheid
gestorben am 4. Februar 1918 in Williamsport,
geboren am 10. September 1870  in Elberfeld
gestorben am 18. Februar 1932  in Elberfeld

1882

1885

Auch für die Reise dorthin und den Aufenthalt dort waren Englischkenntnisse zunächst nicht zwingend erforderlich. Pennsylvania bildete einen Schwerpunkt der deutschen Einwanderung in die USA und sprach damals noch zu besonders großen Teilen Deutsch (bzw. dessen Schwestersprache "

Pennsylvania

o

Dutch

"

 oder "

Pennsilfaanisch

"). Seit der Massen- einwanderung aus der Pfalz und vom Mittelrhein in den Jahren ab 1709 war es das Zentrum der deutschen Einwanderung in die USA, nachdem ein paar Jahrzehnte vorher bereits der Koloniegründer William Penn zweimal zur Anwerbung protestantischer Einwanderer nach Deutschland gereist war.

Ankunft in den USA

Castle Garden

_1874.BargeTransfer.CastleGarden.to.Hoboken.Beschriftung.236

Die deutsche Beschilderung des Zubringerboots zwischen Castle Garden und Hoboken (s.o.):

ERIE EISENBAHN


EINWANDERERBEFÖRDERUNG


CASTLE GARDEN NACH DER ERIE EISENBAHN

Unten: Anlegestelle in Castle Garden (rechts das Hauptgebäude) und ein Kahn für die Fahrt zwischen Castle Garden Garden und Hoboken, Endstation der "Erie Eisenbahn"

!1874.BargeTransfer.CastleGarden.to.Hoboken.400

Von Hoboken mussten alle Zwischendeck-Passagiere zunächst mit kleinen Kähnen die Weiterfahrt nach Castle Garden antreten, einem großen Sandsteingebäude an der Südspitze Manhattans, um 1800 erbaut, das anfangs als Fort, später als Konzert- und Vergnügungshalle und seit 1855 als zentrale

CastleGardenInnen.297

Oben: Im Hauptgebäude
von Castle Garden

CastleGardenRegistrierung.350

Links: Registrierung der Einwanderer in Castle Garden

CastleGarden1870er.Exz.444

Links: Castle Garden in den 1870er Jahren. Rechts vom Hauptgebäude die Anlegestelle der Zubringerkähne

*In den 1880er Jahren kamen aus Deutschland fast 1,5 Millionen Einwanderer, aus Österreich-Ungarn über 300.000 und aus der Schweiz fast 100.000.

Unten: Gebäudekomplex von Castle Garden an der Südspitze Manhattans

CastleGardenUm1890.400
ErieRailroad.606

Hoboken

Williamsport

Elmira

Oben: Die von Einwanderern stark genutzte Erie-Eisenbahn (siehe auch rechts) und ihr Zubringernetz (Ausschnitt einer Karte von 1884). Die Reise von Hoboken nach Williamsport führte dann zunächst bis Elmira (NY), dort stieg man um in die "Elmira and Williamsport Railroad", die heute (seit 1972) stillgelegt ist. Williamsport hat heute keine Bahnverbindung mehr.

1890 Elmira.400

Unten: Zug der Erie Railroad um 1890

1900.WilliamsportStation.400

Rechts: Der Bahnhof von Williamsport um 1900, für die Reisenden aus Elberfeld jeweils die Endstation. Williamsport liegt mitten in Pennsylvania, an der Mündung des Lycoming Creek in den Susquehanna River, am Rand der nordöstlichen Ausläufer des Appalachen-Gebirges.

Wer anschließend per Bahn weiterreiste, wurde mit denselben Kähnen (s.rechts) kostenlos zurück nach Hoboken transportiert, wo die meisten Bahnhöfe sich befanden, so auch derjenige der Eisenbahn nach Pennsylvania, dem nach New York selbst wichtigsten Zielgebiet der Einwanderung, wo Ferdinands und seiner Familie ebenso wie Emils Endstation Williamsport lag.

Registrierungsstation für Einwanderer diente (1890 abgelöst von Ellis Island). Dort gab es auch umfangreiche Serviceeinrichtungen für Einwanderer, darunter Einrichtungen zur obligatorischen medizinischen Untersuchung - von deren Ergebnis die Einreise abhing -, Übernachtungsmöglichkeiten für die für die anschließende zweitägige Quarantäne, und ein großes Arbeitsamt für die sofortige Vermittlung von Arbeitsstellen.

Als Alternative zur Erie Railroad gab es zudem das umfangreiche, dichte Netz der Pennsylvania Railroad Company, das seinen Schwerpunkt weiter südlich hatte. In diesem Netz hätte Ferdinand von Jersey City (wenige Meilen südlich von Hoboken) über Philadelphia direkt nach Harrisburg fahren, dort umsteigen und dann aus südlicher Richtung nach Williamsport gelangen können, vielleicht sogar schneller als auf der nördlichen Route (nämlich in 6-7 Stunden für die gesamte Strecke).

©   Kurt Müller 2022