Famgesch
 geboren  am  29. Juni 1846  in Isselhorst 61
gestorben am 29. Juni 1942  in Isselhorst 61
s3.HornbergJohanne.52

Johanne Hornberg und ihre Beziehung zur Familie Ottensmann (2):

©   Kurt Müller 2022
 

Zwei  Briefe von Heinrich Ottensmann aus Dortmund an seine­Halbschwester
Johanne Heitmann geb. Hornberg und ihren Mann Wilhelm in Isselhorst

Pfingsten gedenken wir zu kommen, wenigstens einer aber bestimmtes
kann ich darüber noch nicht schreiben
denn wir können beide schlecht ab=
kommen, oder wenn von Euch jemand
kommen will oder die Lüdge Minna
oder Marigen mit Heinercken und
Liengen soll mich sehr Freuen.
Satt zu essen will ich wohl
für sorgen  Hier mit will ich
schließen,
es grüßt Euch
alle vielmals
Heinrich

OttensmannBriefzeile
1891042dBriefHeinrich.480
18910422aBriefHeinrich.480
18910422bBriefHeinrich.480
18910422cBriefHeinrich.480

Am 3. Oktober 1872 starb Johanne Hornbergs Stiefvater Friedrich Gentrup genannt Ottensmann 52jährig an Asthma (s.u. den Kirchenbucheintrag), nur 2 Jahre nach der Übernahme des Hauses durch Johanne und ihren Mann Wilhelm Heitmann, die ihm weiterhin Kost und Logis gegeben hatten. Sein ebenfalls im Haushalt lebender Sohn, Johannes sechs Jahre jüngerer Halbbruder Johann

Heinrich

Ottensmann, stand 3 Tage vor seinem 20. Geburtstag, war also noch minderjährig.

Heinrich erhielt keinen Anteil an den beiden Anwesen Nr.

f

60 und Nr.

f

61 (Genaueres

hier

; ob er evtl. irgendeine finanzielle Kompensation erhielt, wissen wir nicht), sondern suchte sein Glück im westlichen Westfalen, als Fabrikarbeiter in der boomenden Industriestadt Dortmund. Wann er dorthin zog, wissen wir nicht. Er heiratete Catharina Marie Simon aus Odenhausen in Hessen und hatte mit ihr sieben Kinder, von denen nur vier Töchter das erste Lebensjahr überlebten; Heinrichs älteste überlebende Tochter Auguste wurde 1890 geboren, die anderen 3 überlebenden Kinder von 1892 bis 1896. Aus dem Jahr 1891 sind zwei Briefe erhalten, die Heinrich aus Dortmund an seine Schwester Johanne und deren Mann Wilhelm in Isselhorst schrieb (Transkriptionen von Heinrichs Urenkelin Gisela Kerker, ergänzt von Kurt Müller). Sie zeugen von der engen Beziehung, die zwischen den Geschwistern fortbestand, und folgen hier unten:

Johanne Hornbergs Halbbruder Heinrich Ottensmann

Dortmund d.22.April 91


 

Lieber Schwager u. Schwester !

Nach langem Warten muß ich Euch
doch ein par Zeilen schreiben. Euren
Brief haben wir richtig erhalten
und daraus gesehen, daß  Ihr noch
alle gesund seid, ich bin bis jetzt
auch noch gesund und munter.
Marie ist jetzt 14 Tage krank gewesen
hat sich aber wieder gebessert. Aber
es will noch gar nicht wieder so recht
gehen, die kleine Auguste war auch
krank ist aber jetzt wieder besser, die
macht uns jetzt was zu schaffen.
Sie ist jetzt zu gange, daß sie anfängt
zu laufen. Da fehlt uns ein Kinder=
mädchen bei, denn man kann sie keinen
Augenblick allein lassen, und wir
müssen ein bischen ackern bis jetzt
haben wir noch nichts gemacht
aber daß Wetter war auch nicht

dazu es ist noch immer naß und
kalt, es wird wohl einen schlech=
ten Frühjahr geben es wird alles
theuer man kann bald nicht mehr
so viel verdienen, wie man bezah-
len muß, besonder wenn es geht
wie es jetzt hier geht, ich kann nicht
zu Hause bleiben und wenn man
will was gethan haben, muß man
theuer bezahlen, wollen aber hoffen,
daß es bald besser geht.

Die Bergleute wollten diesen
Frühling so recht anfangen und
streiken  aber die sind sich Uneins
geworden, die Sotzialdemokraten
hatten bald den Sieg errungen
an der Spietze Ludwig Schröder,
Schuster Ludger sein Sohn, aber
jetzt kommen ihn die Katolicken

in die Quer. Die Sozialdemokraten
waren in Paris und wollten einen
algemeinen Weltstreik, aber jetzt
kommen die katholischen Pfaffen
zuzwischen, aber wenn man sich
so richtig nachdenkt ist beides nichts!
Die Sozialdemokraten wollen Repu=
bliek oder Revolution, die katho=
lischen Pfaffen wollen der Papst
soll die Herrschaft haben daß ist
noch schlimmer die wollen jetzt
gerade die Gelegenheit benutzen daß
sie ans Ruder kommen, aber wir
haben Gott sei Dank noch die Re=
gierung auf unser Seite, und wenn
daß auch nicht wäre, würde ich doch
kein Sozialdemokrat und auch kein Anhänger vom Papst.

18911201.Brief.456

Dortmund d. 1.12.91   

Lieber Schwager u. Schwester!

Schicke Euch die leeren Kübel
unser Butter ist bald alle wir
haben 4. Mann im Loche:
ich bin neulich bei Euch gewesen
bin auch wieder gut übergekom=
men, aber ich habe seitdem 14
Tage krank gefeiert ich spür=
tes bei Euch schon ich war immer
am frieren aber jetzt bin ich wieder
gesund auch sonst sind wir alle
gesund und munter. Schickt
uns so bald Butter wie möglich.
Marie und Lingen die werden
wohl Weihnachten kommen
kommen es sind 3 Feiertage
daß macht uns viele Freude wenn
sie kommen.  Hier mit will ich
schließen.
Es grüßt Euch alle
vielmals
Heinrich

Kaum mehr als fünf Jahre, nachdem er diesen Brief geschrieben hatte, starb 1897 Heinrich Ottensmann mit nur 44 Jahren. Fünf Jahre später, 1902, starb, mit ebenfalls 44 Jahren, seine Frau). Auch drei ihrer sieben Kinder waren zu diesem Zeitpunkt verstorben, vier lebten noch und waren nunmehr ohne Eltern. Diese vier

Nichten

fanden jetzt Aufnahme bei ihrer Tante Johanne Heitmann und deren Mann Wilhelm, drei von ihnen auf Dauer, eine kehrte (zu einem späteren Zeitpunkt) nach Dortmund zurück.

1890.Dortmund.StahlwerkUnion.320

Unten: Dortmund,
Stahlwerk Union um 1890

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