c  Kurt Müller 2021
Kopfleiste.Basis.purheller
Famgesch
Unterschrift.103
Amerika 1930-31
 
Kopfleiste.Basis.pur
geboren am 8. August 1904 in Elberfeld
gestorben am 23. Dezember 1982 in Gütersloh

Kurt Müller

(sen.)

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Kopfleiste.Basis.pur
geboren am 8. August 1904 in Elberfeld
gestorben am 23. Dezember 1982 in Gütersloh

Kurt Müller

(sen.)

Amerika 1930 - 1931

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c  Kurt Müller 2021
1945: ein neues amerikanisches Kapitel
 
BuchananModKk

USA: Zäsur und Neubeginn

Sein Jahr in den USA bedeutete in vielerlei Hinsicht eine Zäsur in Kurt Müllers Leben, zugleich Vorspiel und Antithema zu dem ganz großen

biografischen Einschnitt

, den die bald darauf folgenden 12 Jahre der NS-Herrschaft darstellten. Ein nicht unwichtiger Teil davon war die Erweiterung seines "Horizonts", die Intensität der fundamental neuen Eindrücke, die ihn für sein ganzes weiteres Leben bereichern und nicht mehr loslassen sollten, ebenso wie die Entstehung neuer Freundschaften, die ihn sein ganzes Leben lang begleiteten.

PsychoanFreudUnbehagen.326
PsychoanAlmanach.292

Offensichtlich hatte Kurt Müller während des USA-Aufenthalts auch diese Interessen weiterverfolgt und - auch ohne irgendeine Ausbildung oder formelle Qualifikation -  fachliche Kontakte geknüpft. Davon jedenfalls zeugen Briefe von Dozenten der Alfred University. Dort hatte der 26jährige  Kurt gegen Ende seines Aufenthalts Vorträge zur Reformpädagogik in Deutschland gehalten (es ist zu vermuten, dass er im Lauf des einjährigen Aufenthalts noch weitere Kontakte gesucht oder auch aufgenommen hat,  bekannt ist davon allerdings nichts). In diesen Initiativen kündigen sich berufliche Veränderungen an, auf die er hinarbeitete und die er nach der Heimkehr zu realisieren hoffte.

AlfredUniversity.LadiesHouse.410

Unten: Ein Gebäude der Alfred University

AlfredKopf.354

Links: Charles D. Buchanan war Professor of German an der Alfred University von 1930 bis 1964. Er starb
im Jahr 1983.

Trotzdem wäre er gern länger, vielleicht sogar viel länger in den USA geblieben, aber das Einwanderungsrecht und sein auf maximal ein Jahr limitiertes Visum verboten das. Dies hatte sich, verglichen mit den Zeiten als sein Großonkel und sein Vater nach Amerika gekommen waren, radikal verändert. Um überhaupt hereingelassen zu werden in die USA, hatte Kurt schon zur Einreise das Rückreise-Ticket vorlegen müssen.
 
Und so bestieg er am 11. Juni 1931 die

"General von Steuben

" (s.u.; später, als Luxus-Kreuzfahrtschiff, nur noch "Steuben"). und suchte die Kabine 245 (wir wissen dies aus dem Dankschreiben von Harold Boraas, später Professor für "Psychology and Education" an der Alfred University). Vorher war das Schiff 8 Jahre lang als "München" unterwegs gewesen, bevor es ausbrannte und sein Inneres komplett erneuert wurde. Kurt Müllers Rückreise war der erste Einsatz des Schiffes nach der Wiederherstellung. Die "Steuben" war zwar erheblich kleiner als die "Bremen" der Hinreise (168 m gegenüber 286), aber Kurt trat seine Überfahrt also auf einem nagelneu renovierten Schiff an, das, wie seine spätere Verwendung zeigt, sogar Kreuzfahrtqualitäten hatte (s.u.).

Steuben.Prospekt.200
BoraasHaroldAlfredBrief.500
KMs.PA.Alfred

Nördliches Pennsylvania / südliches New York (State) 1930

Williamsport

Alfred, NY (University)

Öl- und Gas- bohrungen

New York

Das Ende von Kurt Müllers Amerikareise: Zwei Vorträge an der Alfred University als Vorboten beruflicher Neuorientierung

Einschneidend auf seine Weise und befreiend für ihn war das Ende einer etwa 10 Jahre dauernden, also seit dem Alter von etwa 16 Jahren bestehenden Liebesbeziehung zu einer sehr viel älteren Frau, aus der sich mit einem langen Bekenntnisbrief zu lösen die Selbstfindung im schützenden Abstand der Kontinente ihm ermöglichte. Die aber vielleicht noch wichtigere, wenn auch weniger dramatische Zäsur war die berufliche, auch sie eine Befreiung. Bis dahin hatte Kurt eine Art Doppelleben geführt, zwischen Fremdbestimmung, Trotz und Boheme,  das zurückging auf den Moment des Schulabgangs, als der Kunstlehrer seine Eltern angefleht hatte, ihn auf eine Kunstakademie zu schicken, diese ihn aber zwangen, eine Versicherungslehre zu beginnen. Zunächst auch rechtlich (Volljährigkeit begann damals erst mit 21 Jahren), länger sozial und finanziell noch abhängig von den Eltern, hatte er sich diesem Schicksal angewidert ergeben und die Kunst im Protest an den Nagel gehängt, aber gleichzeitig ein zweites Leben begonnen, das des Schriftstellers, dem von da an seine ganze Energie und Passion galt und das ihm vielversprechende Erfolge brachte. Verwoben mit seinen literarischen Inhalten und quasi im Schatten seiner literarischen Erfolge aber hatte ein weiterer Interessenbereich sich entfaltet, nämlich ein starkes Interesse an Psychologie, Psychoanalyse und Pädagogik, von dem auch ein paar über den Krieg hinweg erhaltene Bücher zeugen, Werke von Freud, Jung und anderen Psychoanalytikern, u.a. eine Erstausgabe von Freuds "Unbehagen in der Kultur" von 1930 (s.rechts).

Steuben.486
SteubenDeck.489

Oben: Steuben-Prospekt

1966.BoraasHarold.206

Oben: Dankschreiben der Alfred University für "Lectures" über moderne deutsche Pädagogik, die der 26jährige Kurt Müller dort hielt.
 
Das Schreiben wurde verfasst von dem jungen Psychologen Harold Boraas (geb. ca. 1900, s.u. im Jahr 1965), später Professor für "Educational and general Psychology" an verschiedenen Universitäten. Boraas lehrte noch bis 1966.

Unten:

Shuffleboard

-Spiel

auf dem Deck der Steuben

Bis zu einem ersten Wiedersehen sollten nun fast drei Jahrzehnte vergehen. Ein paar Eindrücke vom Leben der Simon-Nachkommen in dieser Zeit finden sich hier:

USA 1931 - 1945