Famgesch
geboren am 10. August 1843  in Harscheid
gestorben am 12. Mai 1892  in Elberfeld
Unterschrift.AmalieSimon.inv.200

Amalie Simon

Von ihrer Schönheit dagegen überdauerte kein Bild ihren Tod. In ihren letzten Lebensjahren hatte Amalie Müller sehr zugenommen. Sie fand sich jetzt hässlich und wehrte sich mit aller Kraft, wenn sie fotografiert werden sollte. Deshalb soll nie ein Foto von ihr aufgenommen worden sein, und in der Tat ist leider bis heute auch keines aufgetaucht.

Amalie Simon soll eine sehr schöne und zugleich sehr stattliche Frau gewesen sein. Von ihrer ungewöhnlichen Körpergröße - ein Merkmal der väterlichen Familie Simon, das sie auch an einen Teil ihrer Kinder vererbte - legten noch Jahre nach ihrem Tod ihre hinterlassenen Kleider und Mäntel Zeugnis ab. Frieda, geb. Knapp, die  Frau ihres Sohnes Emil, erzählte später über die Kleider ihrer Schwiegermutter:  "Die waren so groß, dass ich zweimal reingepasst hätte."

Laut Sterbeurkunde wohnte Amalie, wie zu erwarten, "bei" ihrem Mann (in der Seilerstraße Haus Nr.

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16), starb aber in der Königstraße Nr.

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76 (heute: Friedrich-Ebert-Straße), also ein paar Straßen weiter jenseits der Wupper. Diese Ortsangabe bildet ein gewisses Mysterium. Das Städtische Krankenhaus liegt zwar in Reichweite dieser Adresse, jedoch auf der anderen Seite der Wupper an der Ernststraße (siehe Stadplan- auszug rechts). Den Namen der Bewohner sowie des Eigentümers des Hauses Nr.

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76 (siehe Adressbuchauszug links) kann keine  Bedeutung

Koenigstr.76.Graf.210
Koenigstr.76.468

76

Königstraße

77

Königstraße
Koenigstr.77.210
SterbeurkV1mod.430

Rechts: Sterbeurkunde von Amalie Simon

Transkription:

Elberfeld, am 13. Mai 1892
 
Vor dem unterzeichnete Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, der Bauunternehmer Heinrich Müller, wohnhaft zu Elberfeld, Seilerstraße Nr. 16, und zeigte an, daß seine Ehefrau, die gewerbslose Amalie Müller geborene Simon, achtundvierzig Jahre alt, reformierter Religion, wohnhaft zu Elberfeld, bei ihm, geboren zu Nümbrecht, Kreis Gummersbach, Tochter des verstorbenen Landwirthes Christian

(sic!)

Heinrich Simon und der verstorbenen erwerbslosen Elisabeth Dax, beide wohnhaft zuletzt zu Nümbrecht, zu Elberfeld, Königstraße Nr. 76, am zwölften Mai des Jahres tausend achthundert neunzig und zwei, nachmittags um halb sechs Uhr verstorben sei.
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.
(Unterschrift "Heinr.Müller")
Der Standesbeamte Clément

©   Kurt Müller 2022

Adressbuchauszug links) kann keine  Bedeutung zugeordnet werden. Im gegenüberliegenden Haus Nr.

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77 jedoch befanden sich Räumlichkeiten des bekannten Arztes

Dr. Eduard Graf

(siehe links: Bild des bis heute erhaltenen Hauses, wie es damals ungefähr ausgesehen haben muss; auch das Haus Nr. 76 ist von diesem Bautyp). Graf war zu diesem Zeitpunkt zwar Abgeordneter für Düsseldorf im Preußischen Abgeordnetenhaus. Dennoch ist natürlich nicht auszuschließen, dass er zur selben Zeit auch privat praktizierte und möglicherweise auch über Krankenzimmer zur stationären Behandlung verfügte, möglicherweise im gegenüberliegenden Haus (auch eine Hausnummernverwechslung durch den Standesbeamten wäre nicht ungewöhnlich). Die vermutlich erkrankte Amalie Müller könnte sich dort zur Behandlung aufgehalten haben.

Amalies zweitjüngstes Kind, Luise Emilie (*1882), starb mit 6 Jahren an Gelbsucht. Die Trauer der Mutter soll grenzenlos und unendlich gewesen sein; sie kam nie über ihren Tod hinweg. Nur wenige Jahre danach starb auch sie, im Alter von 48 Jahren. Die Todesursache ist bisher nicht bekannt. Möglich ist, dass Amalie der Pandemie der Jahre 1889 - 1892 zum Opfer fiel, der sogenannten "

Russischen Grippe

", die nach heutigen Erkenntnissen jedoch wahrscheinlich durch ein Coronavirus ausgelöst wurde, das sich später, im Verlauf des 20. Jahrhunderts, in ein harmloses Erkältungsvirus wandelte.
 

mit nur 48 Jahren, am 12. Mai 1892. Gegen Ende ihres Lebens war es wohl besonders der Gram über den Tod ihrer zweitjüngsten Tochter Louise Emilie (*1882), gestorben mit 6 Jahren an Gelbsucht, so ist es überliefert, der ihr, nach zwei Totgeburten, die sie in früheren Jahren bereits erlitten hatte, einen großen Teil ihrer Lebenskraft geraubt hatte. Sie soll grenzenlos getrauert haben, ihre Kinder erinnerten sich später, wie der Leichnam dieser jüngsten Schwester viele Tage lang im Mittelpunkt der Wohnung aufgebahrt war.

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