* Laut Herta Heitmann war Dr. Lotte Wentscher "Psychologin". Damals bedeutete diese Berufsbezeichnung jedoch noch nicht dasselbe wie nach dem Krieg. Es gab zu Wentschers Ausbildungszeit weder Studien- noch Prüfungsordnungen für dieses Fach, auch das "Diplom" wurde erst 1941 eingeführt. Trotzdem war es möglich, Psychologie als Hauptfach zu studieren, und zwar an etwa jeder zweiten deutschen Universität (1926: 11 von 23), mit der Promotion als der einzig möglichen Abschlussqualifikation, die Wentscher 1924 an der Universität Köln erwarb, nachdem sie vorher (1921) noch eine Diplom-Prüfung als "Sozialbeamtin" abgelegt hatte. Die psychologischen Studieninhalte orientierten sich an den Präferenzen der jeweiligen Hochschulen. Die Tätigkeit am Arbeitsamt (Eignungsdiagnostik) war eines der wenigen anerkannten psychologischen Arbeitsfelder, insbesondere während der nationalsozialistischen Herrschaft beschränkte sich das Aufgabengebiet der Psychologen fast ausschließlich auf die Diagnostik (später auch im militärischen Kontext).