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Herta Heitmann

geboren am 11. September 1909  in Metz
gestorben am 27. Oktober 1997  in Vaale
HeitmannHertaUnterschriftKlein
 
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1925_Lyzeum_Klassenfoto_1102

Bei Berührung des Bildes mit der Maus wird die Namensbeschriftung eingeblendet (soweit die Namen bekannt sind).

1925_Lyzeum_InDerKlasse_1095

Bei Berührung des Bildes mit der Maus wird die Namensbeschriftung eingeblendet (soweit die Namen bekannt sind).

Unten / ganz unten:
Klassenfotos mit allen 24 Schülerinnen zum Abschied vom Lyzeum
vor der Schule (unten) und im Klassenraum (ganz unten)

Name

Vorname

Ehename

Geburt

Tod

letzter

Wohnort

Land

Behrends

Hanna

(ledig)

27.07.1909

05.05.2003

Köln

D

Biesantz

Annemarie

Cöln

um 1907 / 1910

vor 1980

?

?

Branscheid

Irmgard

Hölper

14.05.1910

03.11.1992

Köln-Rath

D

Fleer

Hanny

Kentenich

31.03.1909

?

Brühl

D

Göhre

Elfriede

Bloser

13.04.1910

25.02.1992

Köln

D

Grossmann

Elsbeth

Corneli

15.11.1907

?

Köln

D

Hecker

Minni

Morsches

um 1907 / 1910

05.1976

Köln

D

Heitmann

Herta

Müller

11.09.1909

27.10.1997

Gütersloh

D

Herz

Marga

Specktor

18.08.1910

10.03.1976

Paris

USA / F

Jacob

Hanna

(ledig?)

um 1907 / 1910

02.12.1973

Köln

D

Knäsel

Henny

Brüser

22.01.1910

um 1990/95

Köln

D

Koeneke

Erni

(ledig?)

19.09.1909

?

Köln

D

Kramer

Gerta

Rietz

26.07.1909

?

Köln

D

Langeloh

Paulette

Neuhaus

28.08.1909

?

Köln

D

Levinger

Dora

?

04.05.1910

1987 ?

Cannock / Staffs.

GB

Loose

Hilde

(ledig?)

23.08.1908

?

Lohmar

D

Mickel

Inge

Niemann

28.11.1909

?

Bergisch-Gladbach

D

Räcke

Hilde

???

um 1907 / 1910

früh verstorben

?

?

Simon

Anneliese

(ledig?)

11.11.1908

?

Opladen

D

Spannhake

Martha

Will

14.06.1908

1987 ?

Tutzing

D

Wallach

Henny

Bender

05.10.1909

12.08.2006

Kfar Chaim

Israel

Werner

Martha

Becker

23.11.1908

nach 1997

Neuwied

D

Wieruszowski

Ruth

Pincus

30.10.1910

19.04.1993

Jerusalem

Israel

Zentgraf

Gisela

Ockel

14.02.1910

?

Heidenheim

D

Von Dezember 1921 bis zur Obersekundareife am 25. März 1926 besuchte Herta das

"Lyzeum der Evangelischen Gemeinde in Köln

". Sie sprach stets mit der größten Hochachtung und Wertschätzung von ihren Lehrern, deren großem Engagement und dem liberalen Geist der Schule, besonders auch von ihrem langjährigen Klassenlehrer Julius Heiß. Die Schule hinterließ für Herta nicht nur eine Reihe guter, z.T. lebenslanger Freundschaften, sondern auch einen starken, bleibenden Stempel in ihrem Denken und Fühlen. Im Unterschied zum Elternhaus, das lebenslang kaisertreu blieb, scheint diese Schule geradezu ein Bollwerk der Republik und der Demokratie gebildet zu haben, eine Haltung die tief in der Tradition der Schule wurzelte. Sie wurde 1827 gegründet, zu einer Zeit, als man im mehrheitlich katholischen Köln noch wenig von der höheren Schuldbildung für Mädchen hielt. Sie war die erste Institution dieser Art in Köln, blieb für ca. ein halbes Jahrhundert auch die einzige "Höhere Töchterschule" der Stadt und stand auch immer wieder ein für mehr Rechte der Frauen.

Für Antisemitismus war aufgrund der beschriebenen Grundhaltung der Schule, soweit wir wissen, kein Platz,weder von Seiten der Schule noch unter den Schülerinnen selbst. Die (mindestens) vier jüdisch- stämmigen (nicht sämtlich jüdisch-gläubigen) Mädchen der Klasse scheinen in genau derselben Weise und demselben Umfang Klassenkameradinnen, Mitschülerinnen, Freundinnen gewesen zu sein wie die anderen. Das war Anfang, Mitte der 20er Jahre. Als aber die Zeit kam, gingen die Grauen der Naziherrschaft auch an diesen Frauen und ihren Familien nicht vorbei und schlugen tiefe Wunden. Es darf dabei als großes Glück bezeichnet werden, dass alle vier persönlich die Nazizeit überlebten, indem sie noch rechtzeitig ins Ausland flohen und dort auch bis zu ihrem Tod lebten (siehe Klassenliste, unten). Ruth Wieruszowski verheiratete Pincus betont in ihren bemerkenswerten

Erinnerungen

(die v.a. ihrem Vater Alfred Wieruszowski gewidmet sind), dass ihr in den Jahren in Köln, vor 1933, persönlich kein Antisemitismus begegnet sei; dies schließt offenkundig die Erlebnisse an ihrer Schule ein, auch wenn sie diese nicht ausdrücklich erwähnt.

Unten: eine Liste der 24 Mitglieder der Abschlussklasse im Jahr 1926. Auch auf den beiden Klassenfotos auf dieser Seite sind 24 Mädchen abgebildet, so dass davon ausgegangen werden kann, dass es sich um dieselben 24 handelt.

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Lyzeum der Evangelischen Gemeinde Köln:
Hertas Klasse 1926

Der Elitecharakter der Schule zeigte sich nicht nur im traditionell hohen Engagement und Anspruch der Lehrer, sondern auch in der Zusammensetzung der Schülerschaft. Die Schule war immer schon offen für alle Konfessionen gewesen, seit ca. Mitte des 19. Jahrhunderts auch ausdrücklich durch Kuratoriumsbeschluss, also nicht nur für protestantische, sondern auch für jüdische und grundsätzlich sogar für katholische Mädchen, und egal welcher Schicht sie entstammten (auch wenn das damals überall übliche Schulgeld ärmeren Familien Grenzen setzte). Sie stellte zugleich aber auch nach wie vor eine der bevorzugten Schuladressen für Teile der protestantischen Oberschicht und des Bildungsbürgertums dar. In Hertas Klasse waren u.a. mit Ruth Wieruszowski die jüngste Tochter des Präsidenten des Oberlandesgerichts und Mitgründers des Ostasiatischen Museums, Alfred Wieruszowski, und mit Inge Mickel (laut Herta H.) eine Enkelin eines Kölner Oberbürgermeisters (wahrscheinlich von Hermann Heinrich Becker oder Friedrich Wilhelm von Becker, beide Protestanten; der zu jener Zeit im Amt befindliche - katholische - Oberbürgermeister hieß Konrad Adenauer und kann - nach den verfügbaren genealogischen Daten - nicht Inge Mickels Großvater gewesen sein).

Die guten Beziehungen in der Klasse unterstreicht, dass später, in den 1970er und wohl auch 1980er Jahren wieder Klassentreffen mit einer erstaunlich hohen Teilnehmerinnen-Quote stattfanden und dass dabei auch Kontakt zu einem Teil der  jüdischen Mitschülerinnen gehalten wurde (ob sie teilnahmen, ist nicht bekannt). Aus dieser Zeit existiert auch die Liste der Klassenmitglieder, die unten wiedergegeben ist. Leider ist die Zuordnung der Namen zu den Gesichtern auf den drei Klassenfotos bisher nicht vollständig möglich. Einige sind bekannt, für einige existieren Anhaltspunkte, für einige fehlen diese aber auch völlig. Für jegliche ergänzenden, korrigierenden, aber auch bestätigenden Hinweise sind wir jederzeit sehr dankbar!

GoehreElfriede.gest19920225.Neuenahr Kopie

Links: Die Klassentreffen in den 1970er Jahren wurden organisiert von Elfriede Bloser, geb. Göhre (1910-1992).

Gleichzeitig hatte sie, ebenfalls aus ihrer Tradition heraus, in gewissem Umfang auch den Charakter einer Eliteschule. Nachdem die zeitweilige Angliederung Kölns an Frankreich im Anschluss an die Französische Revolution um 1800 für einen abrupten Wechsel von mittelalterlich geprägten Strukturen in die Moderne gesorgt hatte, mit einer vollen Emanzipation der Protestanten ebenso wie der Juden, die im bis dahin katholisch regierten und dominierten Köln gleichermaßen völlig rechtlos gewesen waren, kam es im Lauf der nächsten Jahrzehnte nach der Angliederung an Preußen zu einer massiven "Einwanderung" aus dem rechtsrheinischen protestantischen Umland (v.a. dem Bergischen Land) und zur zunehmenden wirtschaftlichen Dominanz der Protestanten, die bald in Kölns führenden Schichten massiv überrepräsentiert waren (25-50% in den maßgebenden Zirkeln bei einem Bevölkerungsanteil von ca. 10%). In diese Zeit fiel auch die Gründung der "Evangelischen Höheren Töchterschule" auf dem Gelände (Pfarrhof) der den Protestanten noch durch die französische Obrigkeit zugesprochenen und bis heute der Evangelischen Kirche gehörenden spätgotischen Antoniterkirche (Antoniterstraße 28 bzw. Antoniterpfarrhof 30; die Schule wurde leider im Krieg zerstört, anders als die Kirche selbst).