mit Ihnen gefreut, denn Kempen war doch gewiss recht einsam für Sie. In Ihrer Heimatstadt haben Sie doch noch viele alte Freunde und vor allem das Elternhaus. Wenn ich nun noch in Köln wäre, könnten wir wieder öfter zusammen sein. Allerdings muss ich ja immer wieder sagen, ich bin heilfroh, nicht mehr da zu sein. Die Arbeit war unter Harger(?) entsetzlich unerfreulich geworden und bei Vollmer hatte die Erb (?) allen Kredit eingebüßt. Jetzt wäre ich bestimmt als überflüssige Kraft - denn wer hat in solchen Zeiten Sinn für Psychologie? - in die Arbeitsvermittlung gesteckt worden. Dahnen (?) ist auch nur noch nebenher Leiter der Berufs- beratung, in der Hauptsache arbeitet er im Arbeitseinzug, solange er noch im Lande ist. Hannacker (?) ist seit langem in Nürnberg, als Referent für Berufsberatung. Er ist auch vorläufig noch zu Haus, aber sehr unglücklich über die Geringschätzung seiner Arbeit im Augenblick. Da jetzt alles nur auf Vermittlung und Einsatz besteht, holt man ihm alle Berater fort und macht alles kaputt, was er aufgebaut hatte. Aber so wird es heute überall gehen, was nicht kriegswichtig ist, gilt jetzt nicht.
Wir haben hier in den letzten Wochen enorm geschuftet. Wir hatten nämlich keinerlei Luftschutzkeller, aber bei den 130 Kindern in Kindergarten und Hort und 20 Schülerinnen müssen wir natürlich ordentliche Zufluchträume haben. Wir haben also unsern Keller zum Teil ausgeräumt, gesäubert, die Fenster abgedichtet und richtige Wohnräume unten eingerichtet, mit den Kindern das Runtergehen geprobt, damit sie nicht im Ernstfall unten alle erfrieren. Dann haben wir die ganzen Wohnräume entrümpelt, in einem so alten Internatshaushalt eine richtige Arbeit, wir haben fast die Hälfte unseres Hausrats weg tun müssen. Den Keller haben wir auch schon ein paar Mal ausprobiert , die Engländer kommen bis hierher, allerdings haben sie nur Flugblätter abgeworfen, aber immerhin, sie erreichen uns also.
Mein liebes Heitmännchen, nun muß man versuchen, recht getrost und fröhlich zu bleiben. Das ist sehr schwer, aber man muß es, denn die Heimat muß die stärken, die draußen sind. Ich wünsche Ihnen, daß Ihr Herz