Kurt Müller sen.


1940 wurde ich dann schon eingezogen. Ich war da bei Ford noch nicht so tief drin, dass sie für mich einen  Rückstellungsantrag machen konnten. Und das war auch an sich ganz gut, wer weiß, wohin ich gekommen wäre, wenn das nicht so gewesen wär, dass ich von Anfang an in eine Luftwaffenbaukompanie

*

kam, wo alle Jahrgänge 1903, 1904, 1905, bis 1910, so ungefähr, reinkamen, das waren die politisch nicht einwandfreien Jahrgänge, die wollte man zusammen haben, um sie besser überwachen zu können. Und das sagte uns unser Spieß, der alte Buss, das war ein netter feiner Kerl: "Ihr wisst ja, äh, dass wer, äh, dass wer euch nicht trauen können!" Der machte sich darüber lustig.
 

Kurt M. jun.


Er selber war aber nicht...


 

Kurt Müller sen.


Er war jünger. Der war Melker
von Beruf und war nachher
Oberleutnant. Hat eine tolle Karriere gemacht,
war ein feiner Kerl! Einer der feinsten Soldaten,
die ich kennengelernt hatte. Weiß nicht, was
mit ihm passiert ist.*

Grete Wolf
1946 in den USA
GreteWolfPortr2.jpg
HeinBussStabsfeldwebelModSK
 

Es handelte sich offenbar um das Luftwaffen-Bau-Bataillon 62./VI, das Anfang 1940 geschaffen wurde  mit 3 Kompanien (oben: Auszug aus Kurt Müllers Wehrpass. 623 in der Erkennungsnummer bedeutete die Zugehörigkeit zur 3. dieser Kompanien). 1941 wurde es umbenannt in "

Luftwaffen-Bau-Bataillon 6/IV

" und hatte 4 Kompanien.

Hier endet das Gespräch aus dem Jahr 1982

. Es wäre aufschlussreich und wichtig gewesen, auch über die Zeit danach, über Krieg und Nachkriegszeit, zu sprechen. Aber nur 5 Wochen nach diesem Gespräch starb Kurt Müller sen., am 23.12.1982.

Unten: Stabsfeldwebel Hein Buss

*

**

Der Kompanieführer war möglicherweise Christian Wirges (unten; Drogist und als - wie die Chroniken sagen -   "Christian I." 1924 der erste Kölner  Karnevalsprinz nach dem 1.Weltkrieg)

Kurt M. jun.


Aber er war Nazi?


 
Kurt Müller sen.


Nein! War er nicht.., das konnte man ganz deutlich merken. Er war kein Nazi. Überhaupt beim Militär...: Unser Hauptmann, der Kompanieführer da, der war aus Köln, war da mal Karnevalsprinz** gewesen: als wir in Russland reinzogen, gleich am ersten Tag mit, am 20. Juni oder wann das war, mit den Lastwagen, wie wir da in Russland reinzogen und ich da die halbfertigen oder im Bau befindlichen Verteidigungslinien der Russen sah, da sagte ich - der saß bei mir mit im Kastenwagen -: "Das hier sollen fertige, auf Angriff gerichtete Befestigungen sein?"  Sagt der: "Müller, ruhig! Sagen se nichts! Sagen se nichts!"

s45_Kopie_3

Aus Briefen von

Grete Wolf

an Kurt Müller jun.:

 
"Später, als ich in Frankfurt/Main verheiratet war und wir nach Elberfeld kamen, um meine Mutter zu besuchen, kamen wir auch immer zu Müllers, oder sie zu uns. Ihre Großmutter war solch eine liebe Frau, und so tüchtig. Sie und Kurt blieben uns treu trotz Hitler. Ich hatte noch 3 Schwestern, die alle im KZ ums Leben kamen. Ich wohnte in Frankfurt/Main, und meine 3 Schwestern in Hamburg, Berlin und Koblenz. Meine Mutter in Elberfeld blieb in Kontakt mit Ihrer Großmutter.  Meine Eltern waren beide aus Gütersloh. Dort sind sie auch begraben; 1962 habe ich ihre Gräber dort besucht. "
 
"Kurt sah ich später nur selten, er war ja nicht mehr in Elberfeld, aber er hat seine Freundschaft aufrecht erhalten, trotz der furchtbaren Zeiten. Er sowie seine Mutter haben es nicht unterlassen, mit uns in Verbindung zu sein, so nahe standen sich die beiden Familien. Er war sehr wie sein Vater im Aussehen und Wesen.  Fritzi  war ja auch ein Opfer der Zeiten, es war furchtbar für die Angehörigen. " [

woanders ist erwähnt, dass Kurt, sofern er ebenfalls da war, Grete Wolf nach ihren Besuchen bei Müllers stets zum Schutz vor Nazi-Attacken abends nach Hause begleitete

].

s39 Kopie 3
WirgesChristianKarnevalsprinzEvtlHauptmann3_Kopie
Kompaniechef-Signatur
* Hein Buss ist später noch auf einem
Foto
aus Pancevo (Banat / Jugoslawien) von 1944 zu sehen. Wenn K.M. sagt: "Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist", bedeutet das immerhin, dass Buss die im selben Jahr bald folgende Hölle von Belgrad (siehe
Brief
vom 25.10.1944) wohl überlebt haben muss. Er stammte  laut K.M. aus Ostfriesland. Heute gibt es einen "Shanty Chor Aurich Hein Buss"; ob hier derselbe Hein Buss gemeint ist, bleibt natürlich fraglich.

1940: Eingezogen zum Kriegsdienst

Kurt Müller

(sr.)

UnterschriftGruen.jpg
geboren am 8. August 1904 in Elberfeld
gestorben am 23. Dezember 1982 in Gütersloh
Portraet2.jpg

Gespräch aus dem Jahr 1982

 
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