25/10.44
 
Mein Liebstes!
 
Ich sitze in einem Güterwagen auf der Fahrt durch Ungarn nach Agram

[

=Zagreb

]

, wo wir neu aufgestellt werden sollen. Du wirst in diesen Tagen mit vieler Sorge an mich gedacht haben. Aber ich lebe noch, Liebstes, und bin auch gesund. Es waren allerdings sehr schwere Tage die wir erlebt haben, worüber ich zu anderer Stunde schreiben oder erzählen werde. Wir waren 10 Tage lang auf einem kaum 1000 m langen und 300 - 500 m breiten

Streifen am Saveufer

* in Belgrad eingeschlossen und haben alle Schrecken des Straßenkampfes mitgemacht. Nur 1/3 ist aus dieser Hölle herausgekommen. Unser stellv.Chef ist der einzige Offizier, der (von der Abteilung) lebend herausgekommen ist. Wir haben alles verloren und waren zuletzt mit der Infanterie im Erdloch eingesetzt. Kampfkräftig sind wir nicht mehr, deshalb auch unsere Herauslösung und Rückführung zur Neuaufstellung. Daß das letzte Drittel lebend davonkam, lag an den Pionieren, die uns im letzten Augenblick mit Schlauch- und Sturmbooten über die Save holten.**  Die Tage vom 13.-23.Okt.44 sind mir ganz unwirklich geworden. Es ist ein Traum, und wenn nicht so viele Kameraden nicht mehr bei uns wären, dann könnte ich es kaum noch glauben. Ich habe Gott sei Dank nie die Hoffnung verloren wieder zurückzukommen u. habe dadurch auch den anderen helfen können. Aber es sah bitter aus und manchmal überkam mich doch der Zweifel, ob eine Heimkehr noch möglich wäre. Aber ich bin wieder da und danke Gott dafür. Von Dir habe ich nun die letzte Nachricht vom 6.10. Ich weiß noch nicht, wie es Dir am 8.10. ergangen ist und wie es um Deine Eltern steht. Ich bin recht bange um sie. Jetzt kannst Du mir auch nicht schreiben, bis Du endgültige Nachricht von mir aus Agram hast. Ich hoffe noch immer, daß wir im Reich aufgestellt werden.
 
Der liebe Gott möge Dich behüten, wie er mich auch behütet hat. Und daß er mich behütet hat, ist mir ein Zeichen, daß ich für Dich zu leben habe. Hoffentlich bekommst Du diese Zeilen bald, damit Du eine Freude hast.
Ich umarme Dich, Du meine liebe Frau, in Dankbarkeit u. Freude,
Dein Mann

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Kurt Müller sen.

geboren am 8. August 1904 in Elberfeld
gestorben am 23. Dezember 1982 in Gütersloh
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Briefe aus dem Krieg 1944/45

 
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Blick auf Belgrad
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* im Stadtteil Cucarica,
siehe Brief vom

27.11.1944

** er entkam damit dem sicheren Tod; nach der Einnahme Belgrads durch Rote Armee und Partisanen wurden fast alle deutschen Gefangenen ermordet.
Milovan Djilas, der Tito- Stellvertreter und spätere "Dissident", sagte, er habe damals wie alle andern seiner Umgebung alle Deutschen unterschiedslos gehasst für die Taten der Nazis und sei deshalb bedenkenlos bereit gewesen, jeden beliebigen Deutschen zu töten.