Und wenn es mal nichts gab, dann gab es ein paar tröstende Verse:
"Trink Wasser wie das liebe Vieh und denk es wär Krambambuli!"
oder, wenn ich immer noch nicht zufrieden war und fragte, was sie denn noch für mich habe, sagte sie oft:
"E Nixle in e Bixle un e goldnes Wadeweilsche!"
(was bedeutet: ein Nichtslein in einem Büchslein und ein goldnes Warteeinweilchen). In Metz aufgewachsen, sprach sie eine Mischung aus dem Saarländer Deutsch ihrer Eltern und dem - nah verwandten - Lothringer Deutsch der Metzer Gegend, fast jeden Satz mit einem
"Gell?"
abschließend. Und mich rief sie noch lange, als Erwachsenen als Einzige noch mit dem von mir selbst "erfundenen" Namen meiner frühen Kindheit, der dann durchs ganze Haus schallte: "Tudduu!!!"
Nachdem die Kölner Wohnung von Lina Darm und Heinrich Heitmann durch Kriegseinwirkung unbewohnbar geworden war, zogen sie nach Isselhorst in Westfalen, ins Heimatdorf von Heinrich Heitmann. Dort zogen sie auf den Bauernhof von Fritz Strüwer, eines Neffen von Heinrich Heitmann. Bis wir alle, meine Großeltern, meine Eltern und ich, im Frühsommer 1952 in unser neu gebautes gemeinsames Haus zogen, wohnten meine Großeltern dort in einem winzigen Fachwerkhäuschen von vielleicht 25 qm Grundfläche mit zwei noch winzigeren Zimmerchen; das eine war das Schlafzimmer, wo Heinrich Heitmann schlief, das andere Küche, Wohnzimmer und gleichzeitig das Schlafzimmer von Lina Darm, die auf ihrem alten Chaiselongue schlief, das abends in ein Bett verwandelt wurde, indem seine Liegefläche als ganze um 180° gewendet wurde.
In diesen Jahren, als ich 2 oder 3 Jahre alt war, verbrachte ich viel Zeit bei meinen Großeltern, Dann beschäftigte sich meine Großmutter oft geduldig und liebevoll mit mir; gut erinnere ich mich an die Spaziergänge den an ihr damaliges Häuschen angrenzenden Lutterwald hinauf und hinunter, einen Waldstreifen, der sich an dem Flüsschen Lutter entlang schlängelt. Ich kann vielleicht 2 oder höchstens 3 Jahre alt gewesen sein und ließ mich immer noch sehr gern im "Sportwagen" (so hießen damals die offenen Kinderkarren) schieben. Und so machte sie mit mir dann den "Vertrag", dass ich bis zum Ende des Waldes lief und sie mich anschließend dieselbe Strecke zurück im Sportwagen schob, zur Belohnung. An diese Spaziergänge habe ich schöne Erinnerungen.