Köln, 25.5.44
Liebe Herta!
Damit du Pfingsten etwas zu lesen hast,
anbei die Illustrierten. Wir kommen hier
fast garnicht mehr zum Lesen, die Flieger
halten uns zu sehr in Schach. Wenn wir
nachts im Keller gesessen haben, sind
wir am Tage müde. Die letzte Nacht
haben sie uns mal wieder tüchtig ge-
quält. Nachdem wir lange Zeit im Keller
gesessen hatten und gerade im Bett
lagen, gab es schon wieder Vollalarm.
Es hat uns zwar nicht gegolten, aber
dafür war Aachen der Leidtragende.
Die armen Menschen waren noch
dabei zu löschen und zu retten, als
die Hunde schon wieder da waren.
Und heute morgen sind wir schon
wieder mit Vollalarm aus dem
Bett geholt worden. Da gibt es doch
viele Leute, die früh zur Arbeit müs-
sen, kaum geschlafen bekommen.
Da sie wieder in Berlin waren,
habt Ihr wohl auch wieder Alarm und sicher
auch die Überflüge mitgemacht.
Papa hat sich bei der NPV erkundigt, die Abrei- sebescheinigung braucht nicht erneuert zu
werden. Ich lege dir eine Aufstellung
von unseren Waren bei. Sicher ist sicher,
trotzdem daß wir nicht hoffen, daß wir
auch mal an die Reihe kommen. Heute
sind Dachziegel gekommen, da gibt es
wieder ein neues Dach. Dieses Mal wa-
ren sie aber auch bald alle kaputt.
Halbreiter ist auch wieder ausgebrannt,
und Ottens Hanne ist auch ein Haus
ausgebrannt, in dem sie jetzt wohnte.
In dem sie früher wohnte, gehört jetzt
der Käthe. Sie selber war beim An-
griff in Gütersloh, bei ihrer Tochter
Frieda.
Herzliche Pfingstgrüße und
alles Gute von deinen Eltern.
Hast du schon mal wieder etwas
von Geibs gehört. Ihre Wohnung ist
auch ausgebrannt. Hoffentlich sind
sie dort in Sicherheit, denn sowie