Und

Albert Norden

und ich hielten die Reden, unsere revolutionären Reden, besonders Albert Norden, weil ich nicht so ein großer Redner war wie der. Das war ein großer Redner, ja! Der konnte reden!

 

Kurt M. jun.


War der etwas älter als du?


 

Kurt Müller sen.


Ich glaube, der war sogar etwas jünger, ein paar Monate jünger als ich [

das trifft zu: Norden wurde am 4.12.04 geboren, war also knapp 4 Monate jünger

]. Wir waren mit die Jüngsten in der Klasse.

Anfang des Jahres ist der gestorben

, drüben in Ost-Berlin [

1955-1981 Mitglied und Sekretär des ZK der SED, 1958-1981 Mitglied des Politbüros des ZK ]

.

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Albert Norden

war ein Sohn von

Dr.Joseph Norden

, der in Elberfeld von 1907 bis 1935 als liberaler Gemeinderabbiner sowie als Religionslehrer am Realgymnasium tätig war. Von ihm erschien u.a. das Buch "Grundlagen und Ziele des religiös-liberalen Judentums" (1918). Er verfasste auch "Geschichte der Jüdischen Gemeinde" in: "Die Stadt Elberfeld. Festschrift zur Dreijahrhundertfeier 1910". Mit 65 Jahren zog Joseph Norden, als Witwer, zurück in seine Heimatstadt Hamburg und ging dort eine enge persönliche Beziehung zur ersten deutschen Rabbinerin

Regina Jonas

ein. Beide wurden 1942 ins

Ghetto Theresienstadt

deportiert und bald darauf ermordet. In der Begegnungsstätte

Alte Synagoge

in Wuppertal erinnerte am 16.Juni 2010

Hanna Renning

, die in den USA aufgewachsene und lebende Nichte Albert Nordens, in einem

Zeitzeugengespräch

an die Geschichte der Familie Norden in Elberfeld.
 
** Albert Nordens Bruder Hans wurde am 13.7.1899 geboren,  im 1.Weltkrieg in der Aisne- Schlacht in Frankreich 1918 schwer verwundet und starb, erst 27 Jahre alt, am 14.10.1926. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen

Friedhof am Weinberg

im Elberfelder Bezirk Uellendahl- Katernberg. Hier befindet sich auch das Grab seiner Mutter Emilie, geb. Meseritz (12.1.1876 - 13.6.1931). In der "Jüdischen Rundschau" erschien von Hans Norden (posthum?) im Oktober 1926 der

Artikel

"Liberalismus und Zionismus".

Herta Müller


Und dann hast du natürlich auch viel gelesen: Du sagtest doch, wenn das Schuljahr zuende war, dann bekamst du die Bücher zurück, die die Lehrer dir so im Laufe der Zeit abgenommen hatten...

 
Kurt Müller sen.


...abgenommen hatten. Ja, da war alles bei, da war von Tolstoi die Kreuzersonate bei, alles, was schon halb verboten war zu lesen,  da war von Ernst Toller dabei "Die Wandlung", da war auch was von Erich Mühsam dabei. Alle diese etwas revolutionären Sachen, die hatte ich da alle schon unter der Kante gelesen.

Ja, und dann kam meine Freundschaft mit

Albert Norden

dazu, der ja auch ein ganz Aufmüpfiger war, und bei dem ich auch zu Hause denn schon mal eingeladen war in der

Familie

, die alles andere als aufmüpfig war, die eine ganz solide, bürgerliche Rabbinerfamilie* war. Der Bruder** war im Ersten Weltkrieg ganz schwer verwundet, der hatte hier an der Nase nur noch ein Loch im Gesicht. Aber alles Dinge, die dazu beigetragen haben, dass die Familie Pazifisten wurden. Na, ich verkehrte denn auch da in der Familie. Dann nach dem Weltkrieg kam auch noch hinzu, 1918, dass dann ja Arbeiter- und Soldatenräte kamen und als Folge natürlich auch die Schülerräte. Und prompt waren als Schülerräte

Albert Norden

und ich drin. Nech..! [

lacht

] Und dann hatten sie eine große Versammlung einberufen, und ich war ja noch immer so halb im BK [

Bibelkreis

] nebenher. Und da wussten sie nicht, wo sie die Versammlung machen sollten. Und da hab ich meine Verbindungen zum BK ausgenutzt und hab im evangelischen Jugendhaus den großen Saal gepachtet [

amüsiert

]. Und dann kamen von ganz Elberfeld die revolutionären Schülergrüppchen an und setzten sich da hin.

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Jugend: Realgymnasium - Albert Norden

Die politische Entwicklung am Elberfelder Realgymnasium nach der Revolution beschreibt Winfried Herbers in seinem Essay "Realgymnasium 'Aue' und Novemberrevolution 1918".
U.a. schreibt er:

Am 27.11.1918 wurde eine "Schulgemeinde" (einmal pro Woche freie Aussprache zwischen allen Lehrern und allen Schülern, die mit Mehrheit Entschließungen fassen konnte) eingeführt. Diese Schulgemeinde wählte einen Schülerrat als Interessenvertretung der Schüler. Allerdings setzte sich dieser Schülerrat nach einigen Verzögerungsmanövern in der Aue nicht durch.
 
Die mehrfachen Mahnungen des Provinzialschulkollegiums (14.12.1918, 27.1.1919, 13.2.1919), Berichte über die erfolgte Einrichtung der Mitbestimmungsgremien einzureichen, zeigen deutlich den mangelnden Eifer der einzelnen Schulen. Anfang 1919 forderten Albert Norden und zwei andere Schüler die Einführung eines Schülerrats, den sie mit dem 1918/19 populären Rätegedanken verknüpften. Der konservative Direktor Wundram lehnte ab und verhängte eine Karzerstrafe..

Albert Norden {besuchte} das Realgymnasium seit 1911... Sein Vater, der Rabbiner Dr. Joseph Norden, war hier Religionslehrer seit 1907, was die Angelegenheit für Schüler und Vater noch schwieriger machte. Albert Norden sympathisierte wohl seit längerem mit den Sozialisten, er beobachtete am 7./8. November die revolutionären Matrosen in Elberfeld und schloss sich 1919 der Freien Sozialistischen Jugend an. Als "Rädelsführer" der Störer einer "deutsch- völkischen Feier" auf dem Schulhof wurde er der Schule verwiesen und begann eine Lehre als "Holzarbeiterlehrling" (Schreiner), um den Arbeitern näher zu sein.
 
Diese auf Nordens Angaben basierende Darstellung kann allerdings nicht ganz überzeugen... Zwar erhielt Albert Norden tatsächlich Tadel und zwei Karzerstrafen im Herbst 1919, so dass seine Betragensnote nur noch "nicht ohne Tadel" lautete mit der Begründung, er habe "Gewalt" gerufen. Er besuchte allerdings die Schule bei sich bessernden Betragensnoten laut Winter- und Osterzeugnis weiter bis zum Versetzungstermin Ostern 1920. Nach seiner eigenen Darstellung erhielt er die "freundliche Aufforderung", von der Schule abzugehen. Tatsächlich verließ er als Schüler der Untersekunda die Schule mit der mittleren Reife. Die Zensur "mangelhaft" in Latein und Mathematik deutet darauf hin, dass auch mangelnde Leistungen Ursache für den Abgang sein könnten. Als weiteres Ausbildungsziel ist keine Lehre, sondern die "Handelsschule" angegeben. Am 13. März 1923, als die Lehre oder der Besuch der Handelsschule wohl beendet war, überwies ihn das Provinzialschulkollegium zur Prüfung an die alte Schule zwecks Aufnahme in die Oberprima. Diese teilte am 13.4.1923 der Behörde mit: "Norden ist auf Grund der schriftlichen Prüfung, die keine Aussicht auf ein Bestehen des Prüflings offen ließ, von der weiteren Prüfung zurückgetreten."

Über Albert Norden, der zu den Störern einer der damals in Mode gekommenen Hindenburg-Feiern (Lobpreisungen des "Weltkriegshelden") gehörte, schreibt er:

Das Autoritätsverhältnis zwischen Lehrer und Schüler schien den Konservativen zunächst gestört, als das Ministerium Mitbestimmungsrechte der Schüler dekretierte. Durch die neuen Rechte bezüglich der Meinungsfreiheit differenzierte sich die Schülerschaft stärker als bisher in Anhänger und Gegner des alten und neuen Systems, denn neben den erwähnten auffälligen Schülern aus dem rechten Spektrum gab es auch die aus dem linken, z. B. den erwähnten Albert Norden, die Jungkommunisten und späteren Angehörigen des SED-Zentralkomitees Ernst Hoffmann und Otto Funke sowie den aus einem deutschnationalen Elternhaus zu den Kommunisten stoßenden Karl Dickhagen. ..
 
Während in der Revolution von 1848 nur einige Lehrer sich politisch betätigten, erfolgte im Ersten Weltkrieg ein Politisierungsschub, der viele Schüler erfasste und der die Lage in der Schule wesentlich komplizierter als im Kaiserreich machte. Die Konflikte lassen sich differenzieren nach innerschulischen Konflikten und Konflikten, die von außen auf die Schule übertragen oder von dort verstärkt wurden. Die Schüler waren nicht mehr weitgehend einheitlich "monarchistisch" gesonnen, der "normale" Konsens der Treue zur Monarchie brach auf. Die Schülerschaft differenzierte sich, es kamen sozialdemokratisch oder kommunistisch gesinnte Schüler, Zionisten sowie Anhänger rechtsradikaler Gruppen hinzu. Alle Gruppen konnten schulische Konflikte in ihrem Sinne instrumentalisieren, indem sie die politische Öffentlichkeit Elberfelds in die Konflikte miteinbezogen. Andererseits trugen sie auch ihre politischen Überzeugungen, die sie außerhalb der Schule erworben hatten, in diese hinein.
 
Auf der anderen Seite stießen sie auf eine Lehrerschaft, die zwar politisch keine einheitliche Position einnahm, aber doch insgesamt als "auf nationalem Boden stehend" charakterisiert werden kann. ..
 
Diese Konflikte wurden ausgetragen, konnten jedoch mit den Mitteln der "Schulzucht" nicht mehr befriedigend gelöst werden. So erlebte die Schule eine Zeit voller Spannungen, die durch die schlechte Ernährungslage noch verstärkt wurde.

Zu den weiteren Auswirkungen der Revolution auf das Schulleben schreibt er Folgendes:

Kurt Müller

(sr.)

UnterschriftGruen.jpg
geboren am 8. August 1904 in Elberfeld
gestorben am 23. Dezember 1982 in Gütersloh
Portraet2.jpg
Familiengeschichte Müller - Humphreys
Gespräch aus dem Jahr 1982
 
 
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