Geschichte des Brakenhauses (3)

©   Kurt Müller 2023
 
 
 
 

Insgesamt muss um Johannes Geburtsjahr 1846 herum eine große Anzahl Menschen (Genaueres siehe

hier

) in beengten Verhältnissen auf dem Anwesen gewohnt haben, neben der Familie Hornberg und verschiedenen Mietern insbesondere die große Familie ihres Onkels, die verfolgt war vom Unglück, das immer wieder einen Namen trug: die Schwindsucht (Tuberkulose), der zunächst (1841) seine erste Frau, 33jährig, und ein Jahr vor Johannes Geburt auch deren Schwester, seine zweite Frau, 31jährig, zum Opfer gefallen waren. Dasselbe Schicksal traf später auch mindestens zwei seiner Kinder.

1851 wurde Kosfelds neuer Schwager, der zweite Mann von Johannes Mutter, Friedrich Ottensmann, Eigentümer ("Erbpächter"*) von Isselhorst 61, weil, wie Kerker und Plöger annehmen, der kinder- und schuldenreiche Kosfeld, Johannes Onkel, geschlagen mit Krankheiten und Todesfällen in seiner Familie, das Haus finanziell nicht mehr halten konnte.

Kosfeld bewirtschaftete aber weiterhin das Anwesen, nun als Heuerling, während Ottensmann nach wie vor als Schneider arbeitete. Friedrich Ottensmann (offiziell: Gentrup gen. Ottensmann) war der Sohn von Johann Henrich Gentrup aus Dornberg (heute zu Bielefeld) und Anna Margaretha Ottensmann, die ihrerseits die jüngste Tochter von Johann Friedrich Brinkmann genannt Ottensmann und Anna Margaretha Elisabeth Ordelheide war (siehe

Ottensmann-Seite

).

Abloesung1884.42.609

Dokument
von 1884

up.GrundbuchauszugMitte1.rotrep.1050

Grundbuchauszug von 1886

Königliche General-Commission   Münster, den 14.Mai 1884
für
   die Provinz Westfalen etc.
J.347

Der zwischen Ihnen und dem Lohgerber Carl Mumperow darselbst am 7./8. Maerz  d.J.* abgeschlossene Receß II ist von uns unterm 3.Mai d.J. bestätigt, wovon Sie hierdurch mit dem Bemerken benachrichtigt werden, daß Sie die Zahlung des Ablösungskapitals von

866,57 Mark

pünktlich am 1.Oktober d.J. an die königliche Regierungs-Hauptkasse zu MInden bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung zu bewirken haben. Nach erfolgter Zahlung ist uns die Quittung der gedachten Kasse behufs Löschung der abgelösten Verbindlichkeiten im Grundbuch unverzüglich einzureichen.

Er blieb ca. 20 Jahre lang Erbpächter, bis im Jahr 1870 nach Johanne Hornbergs

Heirat

ihr Ehemann

Wilhelm Heitmann

das Anwesen gegen lebenslanges Wohnrecht und Versorgung für Ottensmann diesem abkaufte (der jedoch schon zwei Jahre später starb). Wilhelm Heitmann betrieb seitdem als neuer Erbpächter sehr erfolgreich seine

Nagelschmiede

auf dem Gelände.
 
Im Jahr 1884 löste er gegen eine einmalige Zahlung von 866,57 Mark an den Meierhof Mumperow die Erbpacht vollständig ab und wurde uneingeschränkter Eigentümer des Anwesens (s.u.).

Transkription des Dokuments

Links:
Aus dem Grundbuchauszug von 1886 geht hervor, dass die gesamte Besitzung damals 2,06 Hektar Land umfasste.

Das Brakenhaus 1929

Links: Der Lageplan, ebenfalls von

1929

, zeigt das Anwesen Isselhorst Nr. 61, "Heitmann Johanne Witwe", mit dem Kotten von Johanne Heitmann (oben) und dem neuen Wohnhaus der Familie ihrer Tochter Marie Poggenklaß (unten), gelegen zwischen den Grundstücken von "Flöttmann, Landwirt" (links oben), "Ortmeyer Gustav, Gastwirt" (links unten) und "Schlüpmann, Richard, Gastwirt" (rechts unten).

Brakenhaus.1929.Lageplan.400
Brakenhaus 1929_vermutl. Grundriss.pur

Tür nach draußen

Deelen-

tür

Deele

Kuhstall

Stube / Wohnzimmer

Tür mit Stufe

Tür mit Stufe

Schmiede

Tür

Klo

2 Fenster

kleines Fenster

Tür

Fenster

Schlafkammer

Küche

Fenster

Fenster

Milchkammer

Kleine
Schlaf-
kammer

Schafstall

Kälber-
stall

Mist
-fall

Wasserstelle
mit Pumpe

Tür

Tür

Tür

Tür

Fenster2
Fenster2
Fenster2
Fenster2
Fenster2
Fenster2
Tuer2

Innengrundriss des Kottens um

1929

(rekonstruiert von Ulrich und Joachim Poggenklaß 2019)

1929.HornbergJohanne.280
0us34.Kotten1929.1100

Das Brakenhaus zu Ostern

1929

mit den Gästen der Silberhochzeitsfeier von Johanne und Wilhelm Heitmanns Tochter Minna Strüwer: vorn der Kotten mit Nebengebäuden, rechts dahinter das Wohnhaus der Familie von Minnas Schwester Marie Poggenklaß (Anfang des 20.Jahrhunderts erbaut, wahrscheinlich an derselben Stelle, an der früher das dann abgerissene Haupthaus gestanden hatte).

Oben: Johanne Heitmann vor ihrem Haus (um

1929

)

Brakenhaus2006.231

Links: Rückseite des Hauses im Jahr 1953,
mit dem Eingang zur Schmiede. Unteres Bild: derselbe Winkel des Hauses im Jahr 2006
(siehe auch:

Das Brakenhaus nach 1942

)

KottenSept1953 Kopie 2

Das Brakenhaus im September 1953

 

Oben / links: Die damalige Kaufkraft der Ablösungssumme von 866,57 Mark entsprach (laut Bundesbank) ca. 7000 €. Welchen Wert diese Summe für die damals in weitaus bescheideneren Verhältnissen lebenden Menschen hatte, spiegelt sich jedoch viel deutlicher in der Tatsache wieder, dass sie  ungefähr dem

Jahreseinkommen eines Handwerksgesellen

entsprach.

Famgesch
 geboren  am  29. Juni 1846  in Isselhorst 61   
gestorben am 29. Juni 1942  in Isselhorst 61
s3.HornbergJohanne.52

Wilhelm Heitmann

Johanne Hornberg

geboren am 16. Januar 1845  in Hollen
gestorben am 19. Juli 1917  in Isselhorst
s3.Portrait.50
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