Na ja, dann kam natürlich direkt nach'm Krieg, 1919, die BK-Geschichte dazu, nech, ich war so'n bisschen gemäßigter geworden, war im BK auf jeden Fall, hatte Lene Mantz kennengelernt, die Familie Mantz und die Familie Thews, und hatte denn da doch einen großen Halt gefunden.
 
Ich war ja, das kann ich ja ruhig sagen, so'n bisschen... wild, geworden.   dem Kreis und vor allen Dingen Lene Mantz zu verdanken, dass ich nicht so ganz in den Radikalismus hineingeraten bin. Das wär nicht gut gewesen, das hätte mir auch nicht gelegen auf die Dauer.
 
Aber trotzdem, ich war immer radikal, ich war immer mehr linksstehend, auch im BK. Ich weiß, dass das eines Tages, eine Versammlung war unter dem Pastor Jung, [

Heinrich Jung, im Amt von 1911-1938]

 vom Exerzierplatz, ein alter, ehrwürdiger Pfarrer..
 

Kurt M. jun.

Ist da nicht noch ein Bild drin von dem?

Kurt Müller sen.

Nein, von dem nicht.

Kurt M. jun.

Ich dachte an den, der deine Schwester verheiratet hat...

Kurt Müller sen.

Meine Schwester? Pastor Neuenhaus

[Johannes Neuenhaus, im Amt von 1886 bis 1922

]. Aber so alt war der auch. Und der dann über die Entwicklungen im BK seine Sorgen hatte, weil er auch da radikale Strömungen drin sah, sozialistische Strömungen usw., und dann sagte er, besonders ein Name wär ihm aufgefallen, der immer wieder zur Sprache käm, wir dachten alle an Kurt Breuer oder wer, nee,  "Kurt Müller" war das, ich war das [

lacht

]. Waren natürlich alle empört darüber. Also. ich war eben da radikal geblieben in irgendeiner gewissen Beziehung, hab aber trotzdem Verständnis, auch bei Lene Mantz Verständnis gefunden, auch bei Hanns Mantz Verständnis gefunden, die waren alle, irgendwie wussten sie, aus was für Motiven es bei mir kam.

Herta Müller

Sie waren eben tolerante Leute.

Kurt Müller sen.

Ja, und vor allen Dingen meine Toleranz und mein Gerechtigkeitsgefühl war es auch, so will ich es jedenfalls für mich annehmen.

Jugend: BK ("Bibelkreis Höherer Lehranstalten")