Erst durch die Entdeckung dieses Kirchenbucheintrages der Heirat von David Darmes konnte die bis dahin nicht bekannte Verbindung zwischen den beiden Familien Darm/e/s aus Otterberg und aus Ludweiler in den Blick rücken. Nun lag es nahe, der Hypothese nachzugehen, ob es sich bei Isaac d'Armes, der nach 1721 aus dem Otterberger Umfeld quasi "verschwindet", und Isaac Darme/s, der in  Ludweiler kurz darauf "auftaucht", ohne dass uns seine Herkunft bisher bekannt war, um ein- und dieselbe Person handelt. Dies sind die relevanten Aspekte:
 
Die biografischen Daten der beiden "Teil-Personen" passen relativ exakt, zumindest aber widerspruchsfrei zueinander. Dies gilt auch für das Verhältnis von Geburtsdatum (Otterberg) zu errechnetem mittlerem Geburtsjahr (Ludweiler, s.o.). Zwischen den beiden Daten gibt es eine Abweichung von 3,5 Jahren. Wird diese abgedeckt durch das "ungefähr" in der Angabe des Sterbealters? Ja, denn die Schätzung des Sterbealters nennt eine "runde" Zahl. Diese bedeutet zwar nicht notwendigerweise, dass die darin angedeutete Schwankungsbreite Jahre und nicht nur Monate ausmacht, aber - und das ist entscheidend - sie lässt diese Interpretation offen. Das Alter des Verstorbenen musste vermutlich deshalb geschätzt werden, weil Geburtsdokumente in Ludweiler nicht vorlagen und auch nie vorgelegen hatten. Isaac Darme war ja erst als Erwachsener zwar aus einem befreundeten Ort,  jedoch auch aus einer nicht nur geografisch, sondern auch politisch anderen Region zugezogen.
 
Der zweite Aspekt, der die Wahrscheinlichkeit stützt, dass es sich um ein- und dieselbe Person handelt, sind die persönlichen Bindungen, die die Wanderung von Otterberg nach Ludweiler begünstigen. Für Isaac Darmes, den jungen Mann aus Otterberg, liegt Ludweiler als Wanderungsziel sehr nahe, ist sogar vermutlich nach Otterberg und seiner unmittelbaren Umgebung der nächstliegende Ort, um nach dem Abwanderer zu suchen, weil nicht nur schon lange enge Beziehungen zwischen den beiden Französisch-reformierten Gemeinden von Ludweiler und Otterberg  (siehe oben) bestanden, sondern sogar sein eigener Vater aus Ludweiler stammte und es deshalb nahe Verwandte dort gab.

Der dritte sehr wichtige Aspekt ist: der Familienname "Darm/e/s" war (und ist) extrem selten, sogar in der Saar-Region, einem der ganz wenigen Gebiete seines Auftretens. Auch der Vorname Isaac war wohl relativ selten, wenn auch nicht sehr selten. Je seltener ein Name vorkommt, desto mehr sinkt zwangsläufig das Verwechslungsrisiko.
 
Im selben Zusammenhang relevant, dennoch ein eigener Aspekt, ist die geringe Größe der Gruppen, in denen die Zuordnungen vorgenommen werden. Ludweiler zählte bei der Wiederbesiedlung 1657 etwa 250 Einwohner (45 Familien), 90 Jahre später etwa 350 (65 Familien) und damit zu Beginn des 18.Jahrhunderts wohl ca. 300 Einwohner. Otterberg hatte insgesamt ca. 480 Einwohner, jedoch 4 Gemeinden, von denen die Französisch-reformierte zwar die größte war, jedoch vermutlich weniger als die Hälfte der Otterberger Einwohner umfasste. Zusammen mit den Einwohnern Ludweilers geht es also um eine in der Summe relativ geringe Einwohnerzahl beider Orte und damit um ein vergleichsweise niedriges Fehlerpotential.
 
Wenn wir all dies berücksichtigen, bleiben kaum noch Zweifel, dass der Isaac Darmes, der aus Otterberg "verschwand", identisch war mit jenem Isaac Darme, der bald darauf in Ludweiler "auftauchte".

Unten: Flüchtlingslager aus Armeezelten, auf den Feldern von Blackheath und Camberwell (heute London)

Oben: Ausschnitte aus der Liste der sich am 23. Mai 1709 von Rotterdam nach England einschiffenden Auswandererfamilien, darunter "Arm, David" mit seinem Sohn "Izaak" (niederländische Orthografie; Genaueres & Quelle dazu siehe

)

Zunächst wird Isaac als Jugendlicher in London erwähnt, als die Familie

d'Arme bzw. Arm (so damalige Schreibweisen) an der ersten

 von ca. 13000 Deutschen vom Mittelrhein und aus der Pfalz in Richtung Amerika im Jahr 1709 teilgenommen hatte, aber, wie die Mehrheit dieser Auswanderer, nur bis London gekommen war (sie wurden in England bekannt als die "

",  siehe auch

und

). Isaac und seine Familie lebten einige Monate bis maximal 2 Jahre in England, anfangs in Zelten in einem riesigen Flüchtlingslager (s.u.) unter schwierigsten Bedingungen. Am Ende mussten sie, wie viele Andere, ihr Vorhaben ganz aufgeben und in ihre Heimat zurückkehren (eine ausführlichere Beschreibung ist

auf der Seite über Isaacs Vater zu finden).

Nach 1709 wird Isaac d'Armes - so jetzt die Schreibweise - ein weiteres Mal (und ein letztes Mal in Otterberger Dokumenten) im Jahr 1721 erwähnt, als Pate bei der Taufe seiner Kusine Marie Marguerithe Cherdron (hier: "Chàrdron"), der Tochter seines Onkels David Cherdron.

David Darmes jeun'homme de Loudviller & Marie
Cherdron fille du Sr. Cherdron Maire de Poutsbach ont
fiancé le 16. 9bre & ont épousé le 15. Janv. 1684.

Übersetzung:

David Darmes

, junger Mann aus Ludweiler, & Marie

Cherdron

Tochter des Herrn Cherdron Bürgermeister von Potzbach haben sich
verlobt am 16. November & haben geheiratet am 15. Januar 1684.

die Christine Hühn beitrug, entstammt seinem Heiratseintrag im Französisch-Reformierten Otterberger Kirchenbuch von 1684 (siehe rechts). Der Text lautet:

Die Cherdrons, Isaacs Vorfahren von mütterlicher Seite, waren eine schon lange in Otterberg und Umgebung lebende Familie wallonischen Ursprungs (so wie die große Mehrheit der Otterberger Hugenotten). Von David Darmes, Isaacs Vater, sind in Otterberg keine Vorfahren bekannt. Die erste und für die Entdeckung der Verbindung zwischen den Familien Darmes aus Ludweiler und aus Otterberg entscheidende neue Information,