Familiengeschichte   Müller - Humphreys

 
geboren um 1757 in Ludweiler
gestorben 30.12.1727 in Otterberg

David Darmes  / d'Arme(s)

 
©   Kurt Müller 2020
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1719.DavidDarmes.Streit.hell

1719


 
Le 16me Févr la Compagnie etant assemblée, et ayant apris, que David d'Armes, ancien de L'Église Allemande, avait jetté des paroles injurieuses contre L'Assemblée Wallonne, en présence de Thomas Simon.
 
Le pasteur Engelmann fit prier le dit Thomas Simon, d'avoir la bonté de venir un chez lui, et étant venu le dit pasteur le pria d'avoir la bonté de nous faire le récit des paroles qui étayent tombé entre Pierre Cherdron, et son beau fils David d'Armes, le 15me Févr dans la maison de Hans Adam Sternberger. Là-dessus Thomas Simon dit: qu'ils avayent commencé à parler de la maison d'Abraham Cherdron*, que le neufveu de David d'Armes, Peter Paul**, la voulait retirer par droit lignager, et que David d'Armes avait pris le parti de Peter Paul; que là-dessus Pierre Cherdron avait dit: Was willstu abtreiben, du hast genug mit dir zu thun, die Sach ist ja wohl befestiget, du wirst nichts außrichten. Que là-dessus le dit David d'Armes avait dit: Was wollen die Wallonen, die Cannailles, sie wollen alles an sich ziehen, die ehrlosen Leuth. Sie wollen uns vertreiben. |

: da Er doch selbst sehr wenig Teutsch kann :|

 que là-dessus, Pierre Cherdron s'était levé, et ayant la porte à la main avait dit: Ihr Herren nemt acht auf die Wort, die der Man da redt. Là-dessus on demanda encore le dit Thomas Simon, si Pierre Cherdron avait injurié David d'Armes, ou quelque autre? Il répondit: que point du tout, qu'il n'avait parlé de travers, et qu'il n'avait injurié ou offencé personne, qu'il n'avait pas bu. Que ces paroles ont été ainsi parlées et déposées en notre présence, entre que nous attestons et certifions par nos signatures.
 
Engelmann Pasteur
Jacob Weillard Ancien
Abraham Pigeon Ancien
Daniel Raquet Ancien
Jean Pierre Cherdron Maire

In der Zeit, die auf das Ende des

Auswanderungsabenteuers

der Familie d'Arme folgte, begann die auch nach dem 30jährigen Krieg noch lange (u.a. durch den Holländischen Krieg 1672-1678) geschundene Region um Otterberg, trotz weiterhin extrem dezimierter Einwohnerzahl der Stadt (480), sich wirtschaftlich allmählich wieder zu erholen. Die größte Gemeinde Otterbergs, die Französisch-Reformierte, konnte Atem schöpfen und beginnen, ihr Leben wieder auf festere Grundlagen, im wortwörtlichen Sinn, zu stellen. In diesem Zusammenhang tauchen - im Jahr 1719 - auch wieder Informationen über David d'Arme auf, der inzwischen die Position eines Kirchenältesten innehat, jedoch nicht in der Französisch-Reformierten Gemeinde, sondern in der Deutsch-Reformierten Gemeinde von Otterberg. Dies und mehr findet sich in einem im Kirchenbuch der Französisch-Reformierten Gemeinde festgehaltenen Protokoll eines Streits zwischen den beiden Gemeinden, an dem der umtriebige, damals ca. 61jährige David d'Arme maßgeblich beteiligt war, und zwar auf Seiten der Deutsch-Reformierten, während sein etwa 78jähriger Schwiegervater Pierre Cherdron auf der Gegenseite stand. Im Zuge dieses Streits versteigt David d'Arme sich sogar zu pauschalen Beschimpfungen gegen die Gesamtheit der Französisch-Reformierten Gemeinde. Darauf, dass dies auch in damaligen Ohren "fremdenfeindlich" klang, deutet der etwas süffisante Kommentar des wallonischen Protokollanten zu Davids Äußerungen hin: "wo er doch selbst sehr wenig Deutsch kann", ein aus dessen Sicht offenbar angebrachter Hinweis darauf, dass David d'Arme quasi aus dem Glashaus heraus mit Steinen warf, da er selbst französischsprachig war und dazu möglicherweise noch schlecht integriert, und zwar nicht nur unter den Wallonen, sondern auch in seiner neuen Gemeinde, deren Sprache er kaum beherrschte. Vielleicht hatte David d'Arme, der ja kein Wallone war und nicht aus Otterberg stammte, es tatsächlich nie geschafft, ganz Teil der Welt seiner wallonischen Frau und deren Herkunftsfamilie zu werden, ein Zustand, der durch seinen Auswanderungsversuch nicht nur verdeutlicht, sondern wahrscheinlich auch noch verstärkt wurde, was dann anschließend in dem Wechsel von der Französisch-Reformierten in die Deutsch-Reformierte Gemeinde zum Ausdruck kam, der seinerseits in der Folge die Kluft zwischen David d'Arme und seinen wallonischen Verwandten möglicherweise noch weiter vertiefte. Nicht umsonst, so kann man es interpretieren, stellt sich ihm in dem Streit, um den es hier geht, auf Seiten der Französisch-Reformierten Gemeinde maßgeblich sein eigener Schwiegervater auf recht brüske Weise entgegen, indem er ihm öffentlich empfiehlt, er solle sich um seine eigenen Dinge kümmern.

Aber nur wenige Wochen nach der Unterzeichnung, als alles schon entschieden schien, trat eine überraschende Wende ein, an der David d'Armes maßgeblich beteiligt war. Der folgende Kirchen- bucheintrag der Französisch-Reformierten Gemeinde beschreibt, wie es dazu kam:

David d'Arme/s (und Mitstreitern) gelang es in der Folge tatsächlich, den Kauf zu torpedieren. Er musste rückgängig gemacht werden. Die Gemeinde beschloss daraufhin, ein neues Pfarrhaus zu bauen, das bereits 1720 fertiggestellt wurde (Bild siehe oben).

Bildschirmfoto_2020-02-17_um_02.02.42_Kopie
Otterberg.AltesSchulhaus.1600_Kl

Nach dem Abzug der französischen Staatsmacht und dem Amtsantritt des Pfarrers Engelmann (biografische Information siehe links) begann 1716 ein langer Rechtsstreit der Französisch-Reformierten Gemeinde mit der Stadt Otterberg um die Rückgabe des Pfarrhauses, der zwar letzten Endes von der Gemeinde gewonnen werden sollte. Nachdem aber ein erstes Urteil zu ihren Gunsten vor dem höchsten kurpfälzischen Gericht in Heidelberg bald wieder aufgehoben worden war, entschied die Gemeinde kurzfristig, nun nicht noch länger auf ein eigenes Pfarrhaus warten, sondern ein anderes Gebäude nutzen zu wollen. Es wurde beschlossen, die Hälfte eines größeren Anwesens zu kaufen, das dem Gemeinde- mitglied Abraham Cherdron gehörte, einem Schwager von David d'Armes. Am 20. Januar 1719 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet

Unten: Das alte Französisch- Reformierte Pfarr- und Schulhaus von 1600, das 1689 zunächst an die Stadt Otterberg abgetreten werden musste. Es beherbergte später Lehrerdienst- wohnungen.

S244 Hauskauf.kl
Transkription:

Le 20. Janvier 1719. Le Consistoire a achetté la moitié de la maison d'Abraham Cherdron, avec étables, cour, fontaine, teinturerie, et le jardin deriere la teinturerie, pour la somme de 250 fl. come se ... par la lettre de marché, qui est protocollée au renvers de cette feuille.
Deutsche Übersetzung:

20. Januar 1719. Der Kirchenvorstand hat die Hälfte des Hauses von Abraham Cherdron gekauft, mit Ställen, Hof, Brunnen, Tüncherei, und dem Garten hinter der Tüncherei**, für die Summe von 250 Gulden, entsprechend dem Kaufvertrag, der auf der Rückseite dieses Blattes protokolliert ist.
** Der Otterberger Lehrer arbeitete im Sommer als Tüncher.
Hier anklicken, um die deutsche Übersetzung einzublenden !
 

Oben: das Französisch-Reformierte Pfarrhaus von Otterberg, das 1720 als ein indirektes Resultat der Intervention von David d'Arme erbaut wurde.

David Darmes / d'Arme(s)

2. Teil: 1719 - 1727

Knapp 9 Jahre nach diesen Vorkommnissen starb David Darmes / d'Arme am 30. Dezember 1727 (siehe unten abgebildeten Sterbe-Eintrag von "David Arme" im Kirchenbuch der Deutsch-Reformierten Gemeinde von Otterberg von 1728).

17271230.DavidArme.Tod.kl

Sterberegister de anno 1727 et 1728
 
David Arme Bürger dahier ist gestorben dienstags mittag umb 12 Uhr
den 30. Dezember 1727 und begraben worden freytags d. 2.January 1728
seines Alters ungefähr 70 Jahr

 
 

Zu diesem Streit kam es im Zuge der Suche der Französisch- Reformierten Gemeinde nach einem neuen Pfarrhaus. Geschichtlicher Hintergrund war die extrem wechselvolle Geschichte der Region in jenen Jahrzehnten. Nachdem zunächst mit dem Edikt von Fontainebleau 1685 die Duldung des protestantischen Glaubens in Frankreich auch offiziell beendet wurde, intensivierte sich in den folgenden Jahren auch die aggressive französische Machtpolitik, mit der Annexion bzw. Zerstörung großer deutscher Gebiete und Städte links und rechts des Rheins. Im Jahr 1689 wurden auch Otterberg und seine Region annektiert (konnten allerdings nur für eine relativ kurze Zeit gehalten werden).
 
In der Folge verließ ein Großteil der Französisch-Reformierten Gemeinde einschließlich des Pfarrers die Stadt. Nachdem die Besatzungsmacht die Nachwahl des Pfarrers verhindert hatte, wurde die Stadt Otterberg Eigentümerin des Pfarrhauses (Abbildung siehe rechts oben).

Die Hugenottenfamilie Darm/es

* Pfarrer der Französisch-Reformierten Gemeinde von Otterberg mit ihren ca. 300 Mitgliedern - und auch immer wieder zeitweilig der Deutsch-Reformierten - war zu jener Zeit der bilinguale Franzose

Jean Pierre Engelmann / Angeôme

(1683-1751), verheiratet mit Marie Kunigunde Migeot (1694-1754), der Tochter des Französisch-Reformierten Otterberger Schulmeisters Antoine Migeot (seit 1683), der Ende 1714, kurz vor dem Amtsantritt des Pfarrers im Jahr 1715, gestorben war. Engelmann kann mit Fug und Recht als

der

Chronist von Otterberg bezeichnet werden. Weit über die üblicherweise Kirchenbüchern und Konsistorial- akten zufallenden Aufgaben hinaus hielt er dort in den Jahrzehnten seiner Amtszeit von 1715 bis 1750 das Geschehen in seiner Gemeinde und in der Stadt Otterberg in sehr ausführlicher und  lebensnaher Form fest. Diese und ein Großteil der oben dargestellten Informationen entstammen dem herausragenden Werk von Uhrig & Uhrig zur Geschichte Otterbergs (und des Ortsteils Erlenbach): "

850 Jahre Erlenbach

", Kaiserslautern 2009. Dort wird ab S.136 ausführlich über Engelmann berichtet. Konzentrierte biografische Angaben über ihn finden sich auch im

Pfälzischen Pfarrerlexikon

von Eberhard Ref.

*  Abraham Cherdron (1667-1750) war Davids Schwager, Bruder seiner
  Frau Marie Cherdron und damit ein Sohn des in der geschilderten Szene
  ebenfalls auftretenden Pierre Cherdron, Davids Schwiegervater (

in der
  erweiterten Verwandtschaft gab es zwar noch mehr Männer mit Namen Abraham
  Cherdron, sie kommen hier aber aufgrund des im Text hergestellten Erbrechts-
  bezuges wohl nicht in Betracht

).
 
** Peter Paul (Johann Peter Paul, geb. err. 1691, gest. 27. Februar 1749
   in Otterberg)  war ein "angeheirateter" Neffe, nämlich ein Schwiegersohn
   von Davids Schwägerin Elisabeth Cherdron verh. Zweckert (1666-1735),
   der Mann ihrer Tochter Anne Marie Zweckert. Von Beruf war er Küfer.