Familiengeschichte   Müller - Humphreys

 

David Darmes  /  d'Arme(s)

 

Die Hugenottenfamilie Darm/es

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Oben: Die Hugenottenkirche in Ludweiler, einem Stadtteil Völklingens heute, wurde 1785 nach Plänen von Balthasar Wilhelm Stengel an der Stelle dreier Vorgängerbauten von 1604, 1660 und 1720 erbaut. Sie stellt eine barocke Saalkirche dar, die im wenig ornamentalen reformierten Stil gestaltet ist.

HugenottenkircheLudweiler
Die Fotografie stammt von Herrn
Helmut Lang
, mit dessen freundlicher Genehmigung wir sie hier veröffentlichen. Unser Dank geht auch an den
Heimatkundlichen Verein Warndt
und seinen Vorsitzenden Karl-Werner Desgranges, der uns die Fotografie vermittelte.

Die

Hugenottenkirche

in Ludweiler (unten) ist Endpunkt des Hugenotten-Wanderweges, der an die Flucht der Hugenotten aus dem Metzer Land nach Ludweiler im Warndt (damals Nassau-Saarbrücken) erinnert. Die Hugenotten von Courcelles-Chaussy (dessen Hugenottenkirche den Anfangspunkt des Wanderweges markiert) kamen jährlich zu Taufen und Trauungen nach Ludweiler, wo sich seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts eine Hugenottengemeinde gebildet hatte.

Ludweiler Gesamtansicht 5

Oben: Ludweiler um 1900

Die Familie Darm gehört zu den im 17.Jahrhundert aus Frankreich nach Ludweiler in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken eingewanderten Familien. Während sich jedoch die Abstammung vieler anderer ab dem frühen 17.Jahrhundert in Ludweiler dokumentierter Familien konkret bis vor ihre Einwanderung, also bis nach Frankreich, zurückverfolgen lässt, existieren für die Familie Darm - und zwar für alle Schreibweisen ihres Namens - keine Spuren, keine konkreten Abstammungshinweise in Frankreich. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass diese Familie, wie

Lavall

* berichtet, "lt. Herrn Calbat: nicht aus dem Metzer Land" kam (Lavall* Nr.172, Anmerkung a). Möglich ist aber auch, angesichts der Seltenheit des Namens auch in Frankreich, dass die Familie diesen Namen erst in Ludweiler erhielt, und zwar aufgrund ihrer Funktion oder ihres Berufes, und vor der Einwanderung anders hieß.
 
Der Name der Familie variiert sehr stark. Neben einfachen Varianten der Schreibweise ("Darm", "Darme", "Darmes", "Damme", "D'Arm", "D'Arme", "D'Armes") gibt es auch anders lautende Varianten: a) die, denen das anlautende "D" bzw. "D"-Apostroph fehlt (Arme, Arm), b) die Varianten, denen eine ganze zusätzliche Silbe vorangestellt ist, wie "Gendarm", "Gendarme", "Jandarme", "Jeandarme" oder "Schangdarm". Mit all diesen Namensvarianten sind - jedenfalls in Ludweiler -  immer wieder Mitglieder ein- und derselben Familie  gemeint (siehe u.a. Lavall*, Familie 172, Anm.a). Während die Namensvarianten mit anlautendem "D" oder "A" erst ab den 60er Jahren des 17.Jahrhunderts auftauchen, sind die mit anlautendem "G" schon zu Beginn der Besiedlung (ab 1604), aber nur bis in die 70er Jahre jenes Jahrhunderts zu finden. Daher glauben wir - so wie

Rug*

(s.u.) -, dass diese die ursprüngliche Namensvariante darstellen, die später von einer verkürzten Form ("Darm/e/s" etc.) mehr oder weniger abgelöst wurde. Diese scheint sich erst in Ludweiler entwickelt zu haben. Die Übergangsphase, in der beide Varianten vorkamen, umfasste offenbar v.a. die 60er und 70er Jahre des Jahrhunderts und war mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts beendet.

Ludweiler_Ort_mit_Kirche_2

Oben: Ludweiler, Hauptstraße mit Kirche
(frühes 20.Jahrhundert)

*Literaturhinweise:
Lavall, Heinz: Die Einwohner von Ludweiler-Warndt von 1604 - 1735 und ihre Vorfahren, Völklingen-Ludweiler 2004 (Verlag: Heimatkundlicher Verein Warndt e.V.)
Rug, Karl-Ludwig: Ludweiler Hugenottenfamilien vor dem Jahre 1720, Saarländische Familienkunde Heft 15/16 Jg.IV 1971
Treinen*, Otto: Die Einwohner von Ludweiler Warndt von 1604-1880 mit Stammlisten, Völklingen-Ludweiler 1989 (3.Auflage; Hrsg.: Heimatkundlicher Verein Warndt e.V.)
sowie viele weitere Publikationen des Heimatkundlichen Vereins Warndt e.V.
 
Ludweiler_Gesamtansicht_4_Kl

Geschichte der Familie "Darm/es" und ihres Namens

AbteikircheOtterberg.mod

Oben: Otterberg in einem Kupferstich aus dem Jahr 1645. Zu diesem Zeitpunkt war die Stadt bereits durch den Krieg auf 400 Einwohner, ein Viertel der Vorkriegszahl, geschrumpft. Die große spätromanische

Abteikirche

(siehe auch unten im 19.Jahrhundert), von 1168 bis

1254

erbaut,  gilt als

Musterbeispiel

für  die

Baukunst

des Zisterzienserordens. Sie wurde danach sowohl von Protestanten als auch Katholiken genutzt, zunächst als sogenannte Simultankirche. Später war das Kircheninnere

Jahrhunderte lang durch

Alle Namensvarianten leiten sich also letztlich ab von der Funktions- bezeichnung "Gendarme". Ihre heutige Bedeutung (Polizist) hat diese Bezeichnung jedoch erst im 18.Jahrhundert erhalten, als in Frankreich "Gendarmerie" und "Maréchaussée" vereinigt wurden. Zu Beginn des 17.Jahrhunderts, als Mitglieder unserer "Gendarme" genannten Familie aus Frankreich nach Ludweiler einwanderten, war die "Gendarmerie" dort eine militärische Einheit bzw. Gattung.

Jahrhunderte lang   durch eine massive Steinmauer ("

Sch

iedmauer

") in einen evangelischen und einen katholischen Bereich getrennt, um Streit zu vermeiden.

Ursprünglich handelt es sich um ein Plural-Wort: "Gens d'Armes" fungierte als der Plural zu "Homme d'Armes", was "Waffenleute" bzw. "Waffen-Mann" bedeutet. So hieß ab dem Spätmittelalter der Befehlshaber einer kleinen Einheit ("Lance") der Kavallerie, einer Untereinheit der Kompanie, ein Offizier, der zwar keinen sehr hohen militärischen Rang bekleidete, dennoch gesellschaftlich einen relativ hohen Status innehatte, oft adelig war und wohlhabend sein musste. Im Lauf des 16.

f

Jahrhunderts entstand daraus dann die Bezeichnung "Gendarmerie" für die leichte Kavallerie, die den Kern der direkt dem König unterstellten Berufsarmee bildete. Zum Zeitpunkt der ersten Einwanderung nach Ludweiler (Anfang 17.

f

Jahrhundert) war ein "Gendarme" also wahrscheinlich ein Kavalleriesoldat, evtl. auch -offizier (siehe Abbildung rechts). Wann genau in der Einwandererfamilie Gendarme/Darme/s der Wechsel von der Funktionsbezeichnung zum Familiennamen stattgefunden haben könnte, wissen wir nicht. Spätestens mit der Einwanderung dürfte der "Gendarme" zwar seine eventuell vorher noch vorhandene militärische Stellung verloren haben. Aber vielleicht hatte ja die kleine dörfliche Gemeinschaft  in der nicht enden wollenden Übergangssituation der Einwanderung in unvorstellbar unsicheren Zeiten Bedarf nach einem Schutz-Mann, den dieser "Gendarm" mit seinen militärischen Fähigkeiten so gut abdeckte, dass er auch im Dorf eine dementsprechend genannte Funktion innehatte, also entweder behielt oder sogar erst bekam.

Gendarme.LouisXIII
Gendarme im 16.
Jahr-
hundert

Unten: Ludweiler, Gesamtansicht

Bei der Erforschung der Geschichte der Familie Darm/e/s, beginnend mit

Lina Darm

(1888-1981), schöpfen wir überwiegend aus drei Sekundärquellen, nämlich den beiden wunderbaren Ortsfamilienbüchern von Heinz Lavall* (2004), aus dessen Werk die meisten unserer familiengeschichtlichen Informationen zur Familie Darm/e/s stammen, und Otto Treinen* (1989) sowie der oben schon zitierten Arbeit von Karl-Ludwig Rug* (1971), und zwar bis zum seinerzeitigen Spitzenahnen

Isaac Darme(s)

, den 4 Generationen von Lina trennen: Konrad, ihr Vater, Paul Abraham, ihr Großvater, Jean-Pierre, ihr Urgroßvater, und ein weiterer Jean-Pierre, ihr Ururgroßvater.
 
Dank den Informationen, die Christine Hühn, Offenbach, aus ihrer eigenen Familienforschung beitrug, konnten inzwischen Fortschritte bei der weiteren Aufklärung der Herkunft der Familie Darm  gemacht werden, die über den bisherigen Spitzenahnen hinausweisen. Die Informationsquellen, die dabei neu hinzukamen, sind u.a. die Kirchenbücher der Französisch-Reformierten sowie der Deutsch-Reformierten Gemeinden

Otterberg / Pfalz

.

Otterberg.Kupferstich1645.Exz_mod

Die Welt der Hugenotten von Saar und Pfalz im 17.Jahrhundert war zentriert um insbesondere zwei Orte: das 1604 neu gegründete Dorf  

Ludweiler

, den Heimatort der meisten unserer hugenottischen Vorfahren, und die Stadt

Otterberg

bei Kaiserslautern. Otterberg, wo vier Gemeinden nebeneinander existierten, eine Französisch-Reformierte, eine Deutsch- Reformierte, eine lutherische und eine katholische Gemeinde, war ein altes, schon seit 1579, also vor Ludweiler, bestehendes

Zentrum

protestantischer Einwanderung aus französischsprachigen Gebieten, insbesondere aus Wallonien. Zwischen den Französisch -Reformierten Gemeinden von Ludweiler und Otterberg bestanden spätestens aus Zeiten des 30jährigen Krieges enge Beziehungen, die bis mindestens ins 18.Jahrhundert hinein fortbestanden.  Einige Flüchtlinge aus Ludweiler, so die Unternehmerfamilie Condé (Glashütte von Ludweiler, 1635 zerstört), blieben auch auf Dauer in Otterberg. U.a. wechselten auch  Pastoren hin und her.
 
In der Familie Darm/e/s waren es zwei Männer, Vater und Sohn, die die Verbindung zwischen den beiden Orten herstellten, der eine,

David

, indem er von Ludweiler nach Otterberg wanderte, und der andere, sein Sohn

Isaac

, indem er  zurück in die Heimat des Vaters nach Ludweiler zog.

 

Unten: Karl-Ludwig Rug*, der Nestor der saarländischen Genealogie, fasst schon 1971 in seinem ersten Überblick über die frühen Ludweiler' Familien die Namen Gendarmes und Darmes zu einem zusammenhängenden Familienblock (unter "G") zusammen und ist überzeugt, dass der letztere sich nach aller Wahrscheinlichkeit aus dem erstgenannten entwickelt habe.


 
(Anm.: der hier für Isaac Darmes angegebene Geburtsort  Ludweiler war auf damaliger Informationsbasis wahrscheinlich, ist aber im Licht heutiger Erkenntnisse vermutlich falsch; siehe bei Isaac Darme/s. Die anschließend zitierte Patenschaft bezieht sich nicht auf Isaac Darme/s. Ausführlichere Informationen dazu sind bei Lavall* nachzulesen.)
Rug.Gendarmes-Darmes.rot.675
*
 

2. Otterberg

1. Ludweiler