27/8.44
 
Meine Liebste!
 
Heute, Sonntag, hatten wir Gottesdienst in der Batterie. Ein Kriegspfarrer aus W.

[=Wien?]

war hier und predigte, einfach, eindringlich und stärkend. Da auch kein Alarm die Stunde zerriß, hatte die Feier solchen Eindruck auf mich, daß ich anschließend zum Abendmahl dablieb. Wieviel Jahre sind es her, daß ich zuletzt das Abendmahl nahm! Und ich habe auch in der Zwischenzeit geflissentlich die Möglichkeit gemieden, weil ich nie bereit genug dazu war. Ich wollte nur, Du hättest mit dabei sein können. Besonders hat es mir der Vers aus dem Lied "Befiehl du deine Wege" angetan:
 
"Mit Sorgen und mit Grämen,
und mit selbsteigener Pein
läßt Gott sich garnichts nehmen,
es muß erbeten sein."
 
Auf dem Balkan wird ja nun die Lage auch etwas komplizierter und man muß mit einer Ausweitung des rumänischen Konfliktes immer rechnen. Noch ist es ja bei uns alles ruhig. Und gerade hier liegen soviel Soldaten, daß auch kaum mit Unruhen zu rechnen ist. Es sei denn wir kämen zum besonderen Einsatz. Aber soweit ist es ja noch nicht. Was auch kommen mag, ich bin aber im festen Glauben an unser Wiedersehn. - Heute kam keine Post für mich. Ich wünsche Dir einen schönen ruhigen Sonntag, sei stark und fröhlich und denke an die starke Liebe
Deines Papis.
 
Viele liebe Küsse.
 
Warst Du auch beim Arzt?
 
Gestern habe ich Dir einen langen Brief zu unserem Hochzeitstag geschrieben.