28/9.44
 
Meine liebe gute Mami!
 
Heute früh habe ich meine blaue Hose gewaschen, tagsüber meinen Monatsabschluß gemacht, anschließend zu Abend gegessen und meine Hose gebügelt und jetzt schreibe ich Dir. Ich habe Deinen Brief vom 21.9. vor mir liegen, der heute ankam. Wie froh ich bin, daß Du nun bei Louise Landwehr helfen mußt, Liebste, das kann ich ich Dir garnicht sagen. Das ist doch eine wunderbare Lösung, soweit ich es von hier aus beurteilen kann. Du kannst in Isselhorst bleiben, bist gleichzeitig in Verpflegung, brauchst Dich nicht ums Essen zu kümmern, und die Arbeit wird auch nicht allzu schwer sein. Daß Ihr alle solange wie möglich dableiben sollt, ist richtig. Denn in anderen Ecken würde es mindestens so unsicher wie in Isselhorst sein. Ich bin jedenfalls froh, von Dir diese Nachricht bekommen zu haben. Ich glaube kaum, daß Fritzi in Elberfeld bleiben wird, ich hoffe es auch nicht, denn es führt zu nichts Gutem. Auch daß Du sie aufnimmst, wäre mir nicht recht, d.h. vorausgesetzt, daß es für sie noch andere Möglichkeiten gibt. Ich glaube auch, daß sie eher nach Lohmar ging oder irgendjemandem aus ihrem Bekanntenkreis. Daß wir alle helfen müssen, wenn es nicht anders geht, ist selbstverständlich. Uns muß ja auch geholfen werden. Inzwischen ist [Hammer u. Abenbrink ??] wieder bombardiert worden. Im allgemeinen werden ja solche Ziele auch genau angeflogen und ich wünsche mir, daß du nichts zu leiden hattest. Wie gut, daß Du in Isselhorst bleiben kannst. Mein Tag ist mir verschönt worden und ich bin sehr dankbar.
 
Die Lage hier geht ja jetzt auch allmählich aus den Zeitungen hervor. Die Front verläuft demnach die ungarisch-rumänische Grenze entlang bis zum Eisernen Tor, wo auf beiden Seiten der Donau heftige Kämpfe stattfinden. Also sie sind noch nicht bei uns. Es kommt nur darauf an, daß Ungarn bei der Stange bleibt. Das wollen wir hoffen. Bleibe behütet, Du Liebste, ich denke an Dich mit Liebe und Zuversicht und grüße Dich von ganzem Herzen.
Dein Papi