10/12.44
Meine liebe Mami!
Allmählich muß man sich daran gewöhnen, daß keine Post kommt. Ob man sich Gedanken darüber macht, welches der Grund ist, spielt keine Rolle. Es hat keinen Zweck darüber nachzudenken. Es dauert eben jetzt Wochen und ich bin überzeugt, daß ein Teil nicht mehr ankommen wird. Heute war ich in der Stadt. Wir wollten ins Kino und uns "Immensee" ansehen. Aber es war alles ausverkauft. So sind wir denn im Soldatenheim gewesen und dann wieder zurückgegangen. Es ist nicht schön in der Stadt. Es wimmelt jetzt alles von Soldaten und gerade die möchte man mal nicht sehen. In ein Café kann man der Preise wegen nicht gehen. Morgen muß ich dienstlich wieder zur Stadt. Dann ist die Frontbuchhandlung wieder geöffnet und ich werde mir dann vielleicht ein gutes Buch kaufen. Das kann man noch zu Heimatpreisen bekommen. Und wenn es ein ganz schönes ist, dann ist es von Dir ein Weihnachtsgeschenk. Das hatte ich mir schon lange ja vorgenommen und Du wirst auch damit einverstanden sein.
Lene Mantz schrieb auch daß Köln ganz geräumt wäre und im gestrigen Wehrmachtsbericht wird schon von Kämpfen bei Jülich berichtet. Wenn nicht schnellstens etwas geschieht, dann sind die Amerikaner Weihnachten in Köln. Aber wo jetzt die Eltern auch in Isselhorst sind, darf uns das nicht mehr belasten. Mach es gut, Liebste. Sei vorsichtig zu allen Zeiten. Ich denke immer an Dich, es geht gar nicht anders mehr.
Ich küsse Dich ganz lieb. Dein Papi.
Grüß die Eltern.