8/11.44
Mein Liebes!
Es hat wieder nichts gegeben mit der Post heute u. die Geduld wird auf eine Probe gestellt. Das Wetter ist trübe geworden u. hat den Vorteil, daß heute noch kein Alarm u. keine Tiefflieger gekommen sind. Es ist aber empfindlich kalt geworden und wenn wir unsere Baracken abends ncht etwas einheizen könnten, dann wäre es nachts ohne Decken doch zu kalt. So geht es aber immer noch. Ich wollte nur, daß wir bald hier heraus wären und wieder einen eigenen Haufen bildeten. Was macht Deine Arbeit bei Louise! Es wäre schön, wenn Du dort behütet und beschützt bleiben könntest und der Krieg auf seiner Landfront nicht bis dorthin getragen würde. Mit den Lebensmitteln wirst du unter diesen Umständen wohl auskommen, aber wie ist es mit den Kleidern? Du schriebst in einem Brief, daß es wegen der Kleiderfrage auch unglücklich gewesen wäre, die Vertretung in Gütersloh anzutreten. Wie wäre es, wenn Du Dir die Stoffe aus Eisenach (sofern sie nicht bei dem Angriff verloren gegangen sein sollten; das weiß ich ja gar nicht) schicken ließest. Du mußt unbedingt einen warmen Wintermantel haben. Mit dem so lange propagierten Pelzmantel ist ja nichts geworden und wird jetzt auch nichts draus werden. Aber es wäre doch Unsinn, wenn unter den gegenwärtigen Umständen die Stoffe in Eisenach doch eines Tages verloren gingen. Da ist es besser, Du läßt Dir aus dem Anzugstoff ein Jackenkleid und aus dem Mantelstoff einen schönen warmen Mantel machen. Es wäre mir eine große Freude, wenn Du es machtest. Mein alter Mantel, der doch in Isselhorst ist, tut noch lange seine Dienste, wenn ich mal wieder zuhause sein sollte. Ich bin dagegen, daß die Sachen in Eisenach verfaulen. Es wäre eine glückliche Vorstellung für mich, Dich in einem warmen dicken blauen Mantel zu sehen, daß Du nicht frierst. Denn Deine Mäntel sind alle nicht warm genug. Besonders für Isselhorst, wo über dem flachen Land der Wind besonders star fegt.
Ich grüße Dich, Du liebe, allerliebste Mami, Dein Papi
Einen Kuß auch.