UK-Flagge.gif
UK-Flagge.gif
UK-Flagge.gif
US-Flagge.gif
This page in
English
 

Familiengeschichte Müller - Humphreys

 

Kurt Müller sen.:  Literarische Auszeichnung 1927

 
©   Kurt Müller 2006
UK-Flagge.gif
FlaggeBRDklein.jpg
UK-Flagge.gif
FlaggeBRDklein.jpg
Homepage auf
Deutsch
 
UK-Flagge.gif
UK-Flagge.gif
UK-Flagge.gif
US-Flagge.gif
Homepage in
English
 
       Startseite
       Kurt Müller sen.
Portraet2.jpg
 

Mela Hartwig


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
 
 
 
Mela Hartwig (* 10. Oktober 1893 in Wien; † 24. April 1967 in London) war eine österreichische Schauspielerin und Schriftstellerin.
 
Hartwig war die Tochter des Soziologen Prof. Dr. Theodor Hartwig. Nach Erreichen der Matura (Abitur) begann sie in Wien Pädagogik zu studieren, wechselte aber bald ans Wiener Konservatorium um dort Gesang und Schauspiel zu studieren. In den Jahren 1917 bis 1921 war Hartwig an verschiedenen Bühnen Österreichs tätig und gehörte in dieser Zeit auch dem Ensemble des Berliner Schillertheaters an. Mit 28 Jahren heiratete sie 1921 den jüdischen Rechtsanwalt Robert Spira. Noch im selben Jahr verließ sie die Bühne und lebte mit ihrem Ehemann in Gösting bei Graz lebte. Dort begann sie mit ersten schriftstellerischen Arbeiten.
 
Mit der Erzählung "Das Versprechen" konnte Hartwig 1927 als Schriftstellerin debütieren. Bei einem literarischen Wettbewerb der Zeitschrift Die literarische Welt wurde diese Erzählung prämiert und durch Vermittlung von Alfred Döblin und Stefan Zweig konnte Hartwig im darauffolgenden Jahr ihren Novellensammlung Ekstasen veröffentlichen. 1929 erschien ihr Roman Das Weib ist ein Nichts und verursachten ebenso wie ihre Novellen einen Skandal. Durch ihre Bekanntschaft mit den Künstlern Alfred Wickenburg (Maler) und Hans Leifhelm (Lyriker) stand sie auch deren Künstlerkreisen nahe.
 
Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich 1938 emigrierte das Ehepaar Hartwig nach London, wo Mela Hartwig ihren Lebensunterhalt als Übersetzerin fand. Durch diese Arbeit lernte sie Virginia Woolf kennen und durch deren Vermittlung eine Anstellung als Sprachlehrer fanden. In London wurde Hartwig auch Mitglied des deutschen P.E.N.-Clubs.
 
Nach dem Krieg besuchte das Ehepaar zweimal die Steiermark, beschloss aber aufgrund der Behandlung, die ihnen zuteil wurde, in London zu bleiben Dort starb Mela Hartwig 1967 im Alter von nahezu 74 Jahren, nur kurz darauf auch ihr Mann.
 
Bis auf wenige kürzere Arbeiten, die fast alle im Exil erschienen, konnte sie von da an nichts mehr publizieren. Erst posthum erlebte das literarische Werk Mela Hartwigs eine kleine Renaissance.
[Bearbeiten]
 
Ehrungen
   * 1929 - Dichterpreis der Stadt Wien
 
Werke
   * Bin ich ein überflüssiger Mensch? Roman, Droschl, Graz 2001, ISBN 3-85420-574-0
   * Ekstasen. Novellen, Ullstein, Frankfurt/M. 1992, ISBN 3-30281-5
   * Inferno, 1948
   * Spiegelungen. Gedichte, Gurlitt, Wien 1953 (Kleine Gurlitt-Reihe; 6)
   * Das Verbrechen. Novellen und Erzählungen, Droschl, Graz 2004, ISBN 3-85420659-3
   * Der verlorene Traum, 1944
   * Das Weib ist ein Nichts. Roman, Droschl, Graz 2002, ISBN 3-85420-615-1
   * Das Wunder von Ulm. Novelle, Phénix, Paris 1936
 
Literatur
   * Ernst Schönwiese: Literatur in Wien zwischen 1930 und 1980, Amalthea-Verlag, Wien 1980, ISBN 3-85002-116-5
p_spi_m.jpg
Über Mela Hertwigs Roman:
 

"

Bin ich ein überflüssiger Mensch?"


 
Die Büroangestellte Aloisia Schmidt ist sich selbst und anderen ein apartes Rätsel. "Fräulein Aloisia Schmidt, geboren am 3. November 1899, [stand] vom l. bis 21. VIII. d.J. bei der unterzeichneten Firma als Kontoristin aushilfsweise in Verwendung": Derart knapp und unpersönlich lautet das erste Zeugnis der Siebzehnjährigen. Zu dieser Zeit tobt der Erste Weltkrieg. Die Gemüter in Österreich-Ungarn sind erhitzt. Lebensmittel werden knapp, der eigene Vater kämpft an der Front. Aloisia jedoch lässt das alles merkwürdig kalt. Denn die junge Frau ist in einem Kokon von Selbstbeobachtungen gefangen. Selbstbestätigung und Selbstbezichtigung wechseln einander ab. Ihre ständige Angst vor dem Versagen kann plötzlich in aufsässigen Gleichmut umschlagen.
 
Diese Widersprüchlichkeit, der ständige Wechsel von Heiß und Kalt, macht diesen Büroroman von 1931, der in Form eines gehetzten Geständnisses geschrieben ist, unerhört modern und spannend. Mit einer von Aloisias Selbstbestätigungen beginnt das Buch ziemlich unvermittelt, wenn es heißt: "Ich bin Stenotypistin. Ich habe nahezu ein Dutzend Dienstjahre hinter mir. Ich stenographiere äußerst flink und bin eine flotte Maschinenschreiberin. Ich erwähne das nicht, um damit zu prahlen. Ich erwähne es nur, weil ich feststellen will, dass ich zu etwas tauge. Denn ich bin ehrgeizig."
 
Bereits diese sachliche und doch feierliche Konfession der Stenotypistin lässt erahnen, dass die Geschichte ein ungutes Ende nehmen wird. Als klassische Neurotikerin leidet Aloisia unter der krankhaften Verarbeitung seelischer Erlebnisse. Sie wünscht sich ein Gegenüber, einen männlichen Widerpart, der ihren angeblich nicht vorhandenen, doch in Wirklichkeit starken Willen bricht. Sie sucht jenen Mann, dem ihr Körper und ihr Blut Wort für Wort glauben können, wie sie bekennt. Im neusachlichen Sprachduktus karikiert Mela Hartwig die weibliche Hingabebereitschaft, wie man sie aus Trivialromanen der Jahrhundertwende kennt.
 
Nach diversen Enttäuschungen, unter anderem mit einem Hochstapler, der sie nach einem Abenteuer in verschneiter Nacht verlässt, gerät Aloisia Schmidt an ihren Meister. Egon Z. heißt er geheimnisvoll verschlüsselt, ein Anwalt, der ihre Freundin Elisabeth in den Selbstmord trieb. Aloisia wirft sich vor, die launenhafte Schauspielerin nicht am Freitod gehindert zu haben. Diese vermeintliche Schuld bindet sie um so stärker an Egon Z., den wirklich Schuldigen.
 
Von Büro zu Büro flottierend, Kündigungen gleichmütig hinnehmend, fleht Aloisia den Anwalt um Arbeit an. Er gibt ihrer Bitte widerwillig nach, hält aber demonstrativ Abstand zu seiner neuen Schreibkraft. Das treibt sie endgültig in die seelische Abhängigkeit und in die erotische Obsession. Durch die fortwährende Beteuerung der eigenen Nichtigkeit sichert sie sich zumindest sprachlich eine Existenzberechtigung. Dieser Ansatz ist hochmodern und übertrifft ähnlich angelegte Werke der dreißiger Jahre wie Das kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun.
 
Bin ich ein überflüssiger Mensch? ist nach Das Weib ist ein Nichts von 1929 der zweite Roman von Mela Hartwig - und der einzige Büroroman aus der Feder einer Frau, was bemerkenswert erscheint. Mela Hartwig wurde 1893 in Wien geboren, als Tochter des Zionisten Theodor Herzl. Sie war eine Dreifachbegabung und reüssierte als Schauspielerin, Schriftstellerin und Malerin. Letzteres unter ihrem Ehenamen Mela Spira.
1927 prämiierte Alfred Döblin ihre Novelle "Das Verbrechen" bei einem Wettbewerb der Zeitschrift "Die literarische Welt" -
ein fulminantes Debüt
.

 
Dass Mela Hartwig heute zu den großen Unbekannten gehört, hat mit den Zeitumständen zu tun. Ein psychoanalytischer Text von einer Frau, dazu noch von einer Jüdin, war unerwünscht. 1931 hatte sie den Roman "Bin ich ein überflüssiger Mensch?" an den Zsolnay-Verlag in Wien gesandt. Im März '33 sagte man ihr in vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland mit folgenden Worten ab: "Sie wissen, sehr verehrte gnädige Frau, dass das Weltbild des deutschen Lesepublikums und besonders der deutschen Frau heute ein anderes ist als die Lebensanschauung, die aus Ihrem Werke spricht."
 
Das Ehepaar Hartwig-Spira emigrierte nach England, wo es bald zum Freundeskreis von Virginia Woolf gehörte. Die in Vergessenheit geratene Autorin konzentrierte sich auf die Malerei. Besuche in der Steiermark verliefen derart enttäuschend, dass sie den Gedanken an eine Rückkehr nach Österreich verwarf. Sie starb 1967 in London.
 
Dem Literaturverlag Droschl gebührt das Verdienst, Mela Hartwig und ihre nüchterne und doch so fesselnde Prosa wiederentdeckt zu haben. Selten ist ein weibliches Erzähler-Ich schonungsloser mit sich selbst ins Gericht gegangen, wobei die Analyse haarscharf das Wahnhafte streift. Das profunde Nachwort der Literaturwissenschaftlerin Bettina Fraisl tut ein übriges, um Mela Hartwig und ihr Werk endlich ins Licht zu rücken.
 
Katrin Hillgruber